Titanic-Projekt made in Styria

Blinde Parteipolitik und ein Prestigeprojekt: Die Wolle, aus der Pleiten gestrickt sind.

Kommentar

Es gleicht einem schweren Torpedotreffer: Der Rechnungshof kritisiert den Bau der Therme Fohnsdorf als betriebswirtschaftlich „falsch“, in der Umsetzung als fragwürdig und bezeichnet die politische Entscheidungsfindung und Kontrolltätigkeit als fehlerhaft.

Damit bestätigt sich ein seit Beginn an Schärfe rasch zunehmendes Bild eines politischen „Titanic“-Projekts: Ein von der SPÖ protegierter Prestigebau, von der ÖVP skeptisch beäugt, aber im großkoalitionären Synchronschwimmen mit stattlichen Fördergeldern ausgestattet. Dazu ein betriebswirtschaftlich offensichtlich eher mit Tiefseetaucher- statt Freischwimmerqualitäten ausgestatteter Bürgermeister. Nur wahrhaben wollte das die längste Zeit niemand. „In welcher Welt sind wir denn angekommen?“, reagierte Landeshauptmann Franz Voves vor zwei Jahren noch pikiert auf die Ankündigung, der Bundesrechnungshof plane, die Therme zu durchleuchten. Er werde „seine“ (rote) Gemeinde nicht am Altar der Parteipolitik opfern, gab er sich kämpferisch: „Das wäre der Weg der Zerstörung.“

Die Verteidigungsleistung des gelernten Eishockeystürmers blieb überschaubar. Zumindest in puncto Ergebnis bewies Voves aber prophetische Kompetenz: Der vorliegende RH-Bericht klingt tatsächlich nach „Zerstörung“.

klaus.hoefler@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.06.2011)

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