Gaza: Aktivisten kommen jetzt per Flugzeug

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Israel will die Einreise der Aktivisten verweigern: "Wir werden sie nicht mit Samthandschuhen empfangen." Zwischen 600 und 1000 propalästinensische Aktivisten werden am Freitag erwartet.

Jerusalem. Gerade konnte Israel eine Krise rund um eine zweite Gazaflotte glücklich abwenden, da droht schon neuer Ärger: Zwischen 600 und 1000 propalästinensische Aktivisten werden am Freitag auf dem Ben-Gurion-Flughafen bei Tel Aviv erwartet. Herzliche Begrüßung dürfte es wohl keine geben: „Wir werden sie nicht mit Samthandschuhen empfangen“, warnte Polizeikommissar Yohanan Danino am Mittwoch.

Martin Forberg von der „Internationalen Liga für Menschenrechte“ versteht die Aufregung nicht: „Die Aktivisten kommen, um ihre Freunde in Palästina zu besuchen“, sagt er. „Niemand will sich heimlich reinschleichen.“

„Willkommen in Palästina“ heißt die Aktion, die von rund 40 palästinensischen NGOs unterstützt wird. Für eine Woche wollen die Aktivisten in den Palästinensergebieten bleiben, um „für die Freiheit Palästinas und für unsere eigene“ zu demonstrieren.

Desaster wie 2010 vermeiden

Ursprünglich sollte die aus Griechenland kommende Flotille die Masseneinreise auf dem Luftweg begleiten. Die griechischen Behörden hinderten die Schiffe jedoch daran, überhaupt erst in See zu stechen. Derzeit liegen zehn Schiffe in Griechenland vor Anker, zwei wurden beim Versuch auszulaufen von der Küstenwache abgefangen. Israels Außenamt hatte bereits im Vorfeld der Seeaktion die diplomatischen Hebel in Gang gesetzt, um das Auslaufen der Flotille zu verhindern. Mit Erfolg. Ein Desaster wie 2010, als bei der Erstürmung einer ersten Hilfsflotte neun türkische Aktivisten von israelischen Soldaten getötet worden waren, galt es unbedingt zu vermeiden.

Laut der liberalen Tageszeitung „Haaretz“ lieferte Israel nun mit Blick auf den Ankunftstag, den 8. Juli, nachrichtendienstliche Informationen an die USA und sieben europäische Staaten sowie an mehrere ausländische Fluglinien. Die Aktivisten müssen sich auf Anordnung von Premier Benjamin Netanjahu auf unangenehme Kontrollen gefasst machen: „Jedes Land hat das Recht, Provokateuren die Einreise zu verweigern“, rechtfertigte er die Maßnahmen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.07.2011)

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