Flughafen-Managerkür: Proporz statt Kompetenz?

(c) Clemens Fabry
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Weil sich die Hauptaktionäre der rot und schwarz regierten Länder Wien und Niederösterreich nicht einigen können, droht die Vorstandsbestellung des Flughafens Wien jetzt zur Farce zu werden. Die Zeit drängt.

Die Bewerbungsfrist ist Ende Mai abgelaufen. Anders als üblich beim Flughafen Wien, der von den rot und schwarz regierten Ländern Wien und Niederösterreich dominiert wird, standen die beiden neuen Flughafen-Chefs nicht von vornherein fest. Vielmehr wurde wochenlang gefeilscht – bis zwischen den ansonst einigen Landesfürsten Michael Häupl (SPÖ) und Erwin Pröll (ÖVP) Eiszeit herrschte.
Während sich Wien rasch auf den in der SPÖ gut vernetzten Julian Jäger vom Flughafen Malta einschwor, machte sich Pröll angesichts des Skylink-Debakels für eine Abkehr vom Proporz stark. Er verlangte einen international versierten Manager und stellte sich gegen jene in den eigenen Reihen, die Burgenland-Holding-Chef Günther Ofner favorisierten. Nicht nur Pröll, auch etliche Aufsichtsräte halten Jost Lammers, derzeit Vorstand am Flughafen Budapest, für den richtigen Mann.
Die Pattsituation gibt der für heute, Dienstag, angesetzten außerordentlichen Aufsichtsratssitzung Brisanz. Wird eine Entscheidung fallen, und wenn ja, welche? Die Antwort konnten selbst Eingeweihte nicht geben. „Es steht 50:50, dass es eine Vorstands-Bestellung gibt, denn die Tagesordnung steht noch nicht fest“, sagte Flughafen-Sprecher Peter Kleemann am Montag zur „Presse“.
Möglich ist, dass der Aufsichtsrat nur einen Termin für eine außerordentliche Hauptversammlung festlegt. Sie könnte in drei Wochen stattfinden. Das ginge sich aus, obwohl die Zeit drängt. Christoph Herbst, der nach der vorzeitigen Ablöse von Herbert Kaufmann interimistisch den Flughafen führt, verlässt spätestens Ende August das Unternehmen, weil er Verfassungsrichter wird.
Bei diesem Aktionärstreffen würden zwei neue Aufsichtsräte – der Chef der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien, Erwin Hameseder, und Notenbank-Präsident Claus Raidl (Ex-Böhler) – bestellt. Womit im Kontrollgremium mit fünf roten und fünf schwarzen Kapitalvertretern das Gleichgewicht der Macht hergestellt wäre. Bisher hatte die rote Reichshälfte eine Stimme mehr. In der anschließenden konstituierenden Sitzung könnte der neue Aufsichtsrat den Zweier-Vorstand bestellen. Insider schließen nicht aus, dass die Entscheidung differieren könnte. „Wird morgen entschieden, kommt Jäger-Ofner, ansonst könnte Pröll seine Meinung doch durchsetzen“, heißt es.

Sogar in SPÖ-Kreisen wird der „kleinste gemeinsame Nenner“, das Duo Jäger-Ofner, nicht gerade als Ruhmesblatt gewertet. Denn der Flughafen hat nicht nur das Milliardenfiasko des Skylink zu verdauen. Es gelte auch, eine schlankere Konzernstruktur aufzusetzen, um Kosten zu sparen. Außerdem stehe das nächste Großprojekt „dritte Piste“ an. Und nicht zuletzt müsse mit der AUA und ihrer Mutter Lufthansa endlich ein zukunftsträchtiges Konzept erarbeitet werden, heißt es.

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