Missbrauch: Irland legt sich mit Vatikan an

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Nach Attacken durch den irischen Premier Kenny bezichtigt auch Dublins Erzbischof Martin Rom der Vertuschung. Es gebe Gruppen in der katholischen Kirche, die sich Maßnahmen zum Schutz von Kindern widersetzten.

Dublin/Rom/Ag. Nach den ungewöhnlich harschen Vorwürfen des irischen Premierministers Enda Kenny gegen den Vatikan wegen dessen Umgang mit sexuellem Missbrauch hat sich auch Dublins Erzbischof Diarmuid Martin der Schelte angeschlossen: Es gebe Gruppen in der katholischen Kirche, die sich den Maßnahmen zum Schutz von Kindern widersetzten, sagte er im irischen Fernsehen RTE. Er sei „verärgert, beschämt und erschrocken“ über diejenigen, „die glauben, sie könnten tricksen“.

Premierminister Kenny hatte am Mittwoch im Parlament Verbalattacken gegen den Vatikan gestartet, die von Kommentatoren einheitlich als „Wendepunkt“ im Verhältnis von Staat und Kirche in der traditionell erzkatholischen Inselrepublik gewertet wurden. „Erstmals in Irland wird in einem Bericht über Kindesmissbrauch dargestellt, dass der Heilige Stuhl versuchte, in einer souveränen Republik Untersuchungen zu behindern“, hatte Kenny mit Blick auf den jüngst publizierten Bericht einer Regierungskommission erklärt. Dieser zeige, wie „abgehoben, elitär und narzisstisch die Kultur des Vatikans“ sei. Missbrauch an Kindern werde heruntergespielt, stattdessen würden der Vorrang und Ruf der Kirche hochgehalten.

Übergriffe in vielen Ländern

Der sogenannte „Cloyne-Report“ war die vierte größere Veröffentlichung binnen sechs Jahren über das systematische Vertuschen von Missbrauch in Irlands katholischer Kirche. Weltweit sind vor allem katholische Priester und Institutionen in solche Fälle verstrickt, der Skandal flog im Vorjahr auf. Auch in Deutschland, Österreich, Belgien und den Niederlanden, aber auch in Brasilien und Mexiko waren zahlreiche Missbrauchsfälle bekannt geworden und hatten die katholische Kirche in eine Krise gestürzt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.07.2011)

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