Apple vs Motogoogle: Der Smartphone-Krieg entbrennt

Apple Motogoogle naechste HandySchlacht
Apple Motogoogle naechste HandySchlacht(c) REUTERS (TRUTH LEEM)
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Mit dem Kauf von Motorola übernimmt Google die direkte Kontrolle über die Smartphone-Entwicklung. Bisherige Partnerfirmen könnten in Zukunft benachteiligt werden.

Google macht ernst. Die Rolle des einfachen Betriebssystem-Lieferanten war dem mächtigen Webkonzern zu wenig. Sofern die US-Finanzaufsicht zustimmt, hat Google sich für 12,5 Milliarden US-Dollar die Mehrheit am traditionsreichen Handy-Produzenten Motorola gesichert und wird damit selbst zum Hersteller von Android-Smartphones. Damit greift Google nun frontal Apple und dessen Kultgerät iPhone an. Zwar hat Android bei den Marktanteilen die Plattform des Konkurrenten bereits überholt. Bei Profit und Markenwert ist Apple aber noch weit vorne. Google will wohl nicht nur, wie vordergründig bekannt gegeben wurde, Patente sichern, sondern die direkte Konfrontation suchen.

Volle Kontrolle über Handy-Entwicklung

Aus dem Kauf ergeben sich mehrere Dinge. Einerseits hat Google nun die direkte Kontrolle über Endgeräte. Bisher hatte das Unternehmen auf Partnerfirmen vertrauen müssen, um Vorzeigegeräte für Smartphones und Tablets zu bauen. HTC baute das Nexus One, das erste unter Googles Anleitung entworfene Handy, Samsung den Nachfolger Nexus S. Bei Tablets hatte Google bereits eng mit Motorola zusammengearbeitet. Das Xoom-Tablet wurde von den Android-Entwicklern immer als Beispielgerät vorgeführt. Ob das nächste Nexus-Modell mit Android 4.0 "Ice Cream Sandwich" bereits von Motorola produziert wird, ist noch unbekannt. Gerüchten zufolge soll das Gerät fast zeitgleich mit dem neuen iPhone 5 veröffentlicht werden. Der Zweikampf zwischen den Herstellern ist in vollem Gange.

Partner in den Hintergrund gedrängt?

Fraglich ist nun die Rolle, die die unzähligen Partnerfirmen von Google in Zukunft spielen werden. Android ist als Open-Source-System konzipiert. Dementsprechend vielfältig sind die verfügbaren Geräte. HTC, Sony Ericsson, LG, Samsung und auch Motorola waren auf den Zug aufgesprungen und haben zahlreiche Modelle im Portfolio. Wenn Google nun aber selbst Handys Hersteller, werden sie nicht mehr nur Partner sein, sondern Konkurrenten. Google-Chef Larry Page ließ diesen heiklen Punkt bei Bekanntgabe des Deals mit Motorola offen. Das dürfte den anderen Firmen nicht allzu sehr gefallen, auch wenn Android-Entwicklerchef Andy Rubin die Offenheit der Plattform weiterhin beteuert. Es besteht aber dennoch eine reale Gefahr für die Partnerfirmen, dass Google in Zukunft seine eigenen Geräte bevorzugt behandeln wird.

Munition für den Patentkrieg

Pages Hauptgrund für den Kauf, nämlich Motorolas Mobilfunkpatente, ist vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen in den USA zu verstehen. Derzeit tobt ein unter anderem von Apple initiierter Patentkrieg rund um Handy-Entwicklungen. Samsung, LG und HTC sind involviert. Der Streit hat sich auch auf Europa ausgeweitet. So wurde etwa ein Verkaufsstopp für Samsungs Android-Tablet GalaxyTab 10.1 verhängt, weil es angeblich Apples iPad zu ähnlich sieht. Und eine Firmenallianz, zu der Apple und auch Microsoft gezählt haben, hat das wichtige Patentportolio des kanadischen Mobilfunkkonzerns Nortel Google vor der Nase weggeschnappt. Da Motorola aber mit seiner DynaTAC-Serie das erste marktfähige tragbare Telefon hergestellt hat, sind die Patente des Herstellers für Google und die Zukunft von Android enorm wichtig.

Erinerungen an Microsoft und Nokia

Google hat mit dem Kauf von Motorola eine ähnliche Richtung eingeschlagen wie Microsoft. Der Hersteller hatte im Februar einer enge strategische Partnerschaft mit Nokia geknüpft. Allerdings bleibt der finnische Hersteller nach wie vor unter eigener Kontrolle, auch wenn mit Stephen Elop seit Herbst 2010 ein ehemaliger Microsoft-Manager an der Spitze sitzt. Elop hatte erklärt, man wolle gemeinsam mit Microsoft zum dritten großen Marktteilnehmer bei Smartphones werden. Bisher grundelt das von Microsoft produzierte Handy-System Windows Phone 7 allerdings unterhalb der Wahrnehmungsschwelle dahin und führt mit etwa einem Prozent Marktanteil eher ein Exotendasein.

Motorola derzeit mit Problemen

Mit Googles Einstieg in die Handyproduktion ist der Smartphone-Krieg um eine Facette reicher geworden. Allerdings ist die teure Braut Motorola nicht makellos. Die Geräte des Herstellers konnten sich bisher nach Achtungserfolgen mit den ersten Android-Modellen 2009 und 2010 nicht mehr so gut verkaufen. Und das Xoom-Tablet konnte bisher Apples iPad nicht einmal ansatzsweise gefährlich werden. Google-Chef Page gibt sich aber optimistisch. Er sieht großes Wachstumspotenzial. Aber ähnliche Töne hörte man auch von Microsoft-Chef Steve Ballmer und Nokia-Boss Elop im Februar. Die ersten Ergebnisse dieser Partnerschaft stehen noch aus.

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