Google kauft Motorolas Handysparte

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Der US-Internetkonzern Google erwirbt das Mobilfunkgeschäft von Motorola für 12,5 Mrd. Dollar und sichert sich den Zugriff auf ein umfassendes Angebot an Patenten. Es ist der größte Zukauf in der Firmengeschichte.

Wien/ag./red. Für Google ist es der größte Zukauf in der Firmengeschichte: Für rund 12,5 Mrd. Dollar (rund 8,6 Mrd. Euro) will das US-Unternehmen den Handy-Hersteller Motorola schlucken. Hintergrund des Kaufs dürfte vor allem das umfassende Angebot an Patenten sein, über das der Mobilfunkpionier verfügt.

Schon vor einiger Zeit hatte Google versucht, das Patent-Portfolio des insolventen Mobilfunk-Ausrüsters Nortel zu kaufen. Der Konzern musste sich in dem Wettstreit jedoch gegenüber Apple und Microsoft geschlagen geben. Google hatte nach dem Entscheid gegen die Firmen gewettert, dass die Konkurrenz Android-Handys teurer machen wolle, weil Lizenzzahlungen zu entrichten seien. Bei der Herstellung eines Smartphones müssten bis zu 250.000 „oft fragwürdige“ Patentansprüche beachtet werden, sagte damals David Drummond, Chef der Google-Rechtsabteilung.

Google hat mit Android ein sehr erfolgreiches Betriebssystem für Mobiltelefone auf dem Markt. Das Unternehmen war in jüngster Zeit aber immer wieder mit Patentklagen eingedeckt worden. Zuletzt hatte der Software-Konzern Oracle eine Entschädigung in Milliardenhöhe verlangt, weil er Patentverletzungen bei der Programmiersprache Java ortete. Apple hatte wiederum Klage gegen die Android-Nutzer HTC, Motorola und Samsung eingelegt.

Apple und Google als Marktführer

Google-Firmenchef Larry Page schreibt in einem Blog nun, dass der Zukauf von Motorola es Google ermöglichen werde, Android besser vor wettbewerbsfeindlichen Bedrohungen durch Microsoft, Apple und andere zu schützen.

Apple und Google zählen zu den führenden Anbietern von Betriebssystemen für Smartphones. Zusammen erreichen sie mit ihrem Betriebssystem knapp 62 Prozent des Marktes. Noch im Vorjahr lag der Anteil bei 32 Prozent.
„Google will seinen Kunden einen Hard- und Software umfassenden Service anbieten, so wie Apple das tut“, sagt BGC-Partners-Analyst Colin Gillis.

Motorola zählte einst zu den führenden Entwicklern von Mobiltelefonen. Der Konzern ist in den vergangenen Jahren aber zunehmend ins Hintertreffen geraten. Zuletzt lagen die Anteile Motorolas am weltweiten Handygeschäft nur noch bei 2,4 Prozent. Zum Vergleich: Der weltgrößte Hersteller Nokia – auch er verliert laufend Anteile – erreichte einen Wert von 22,8 Prozent.

Zum Jahreswechsel war Motorola in zwei Teile, Motorola Mobility und Motorola Solutions, aufgespalten worden. Google hat nun angekündigt, den Motorola-Aktionären 40 Dollar je Aktie zu zahlen. Das ist ein Aufschlag von 63 Prozent gegenüber dem Schlusskurs von Freitag. Nach der Ankündigung Googles, Motorola kaufen zu wollen, schoss die Motorola-Aktie um mehr als 50 Prozent in die Höhe. Googles Aktienkurs lag nach Handelsbeginn leicht im Minus. Die Übernahme soll bis Ende dieses Jahres oder Anfang 2012 über die Bühne gehen.

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