Schwarzer schreibt Roche: „Du hast das Problem“

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Der Brief von „Emma“-Herausgeberin Alice Schwarzer an die Autorin Charlotte Roche hat nicht das Zeug dazu, eine neue Feminismusdebatte zu entfachen. Schwarzers Brief ist wenig bissig, eher mitleidig bis traurig.

Das deutsche Feuilleton ist sich einig: Der offene Brief von Alice Schwarzer an die Autorin Charlotte Roche hat nicht das Zeug dazu, eine neue Feminismusdebatte zu entfachen. Trotzdem wird aus dem Brief in einigen Medien eine „Attacke“ (Spiegel online), weil das hohe Klickraten bringt. Dabei reagiert die „Emma“-Herausgeberin nur darauf, dass sie in Roches neuem Buch „Schoßgebete“ als „feministische Rachegöttin Seite an Seite mit deiner Mutter durch dein Buch geistert“.
Schwarzer schreibt Roche als „Ex-Freundin“ (2001 zierte diese noch das „Emma“-Cover) und nennt deren neues Buch eine „verruchte Heimatschnulze“. Die „Süddeutsche“ zerpflückt den Begriff: „Schnulze“ sei treffend, aber „verrucht“ sei der Inhalt des Buches, zumindest in westeuropäischen Ländern, nicht mehr und eine „Heimat“ gebe es in Schoßgebete eben nicht, „sondern nur die überaus penetrante Sehnsucht nach einer solchen“, schreibt Thomas Steinfeld.
Dabei ist Schwarzers Brief weniger bissig, eher mitleidig bis traurig. Das Thema Sex, um das es in Roches Buch „nur auf elf von 276 Seiten“ geht, hält sie für einen „Verkaufstrick“; das Beziehungsmodell, das deren Heldin lebe, sei alles andere als neu: „Das einzig Neue an deinem Oma-Beziehungs-Modell scheint mir, dass du deinen Mann nicht allein ins Bordell schickst, sondern mitgehst.“ Sie sei so wie viele Frauen vor und gleichzeitig mit ihr bloß verzweifelt, verängstigt und wolle immer allen gefallen.
Schwarzer hofft, dass die Leserinnen Roches Buch nicht als Rezept für irgendetwas ansehen. „Denn du hast nicht die Lösung, du hast das Problem.“ Gerade darin – in der simplen Beschreibung von Problemen, die viele Frauen kennen – sieht Steinfeld den Grund für den großen Erfolg von Roches Büchern.   awa

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