Marmeladeköchin Veronique Witzigmann im Interview

Die Tochter von Eckart Witzigmann hat als kreative Einkocherin selbst Karriere gemacht. Sie spricht über ihren Puppenherd, ihre Salatverweigerung und die Abneigung gegen kalten Essensgeruch am Morgen nach einer Tafel.

Was sind Ihre frühen kulinarischen Kindheitserinnerungen?

Also eine besondere Vorliebe für die Küche hatte ich wohl schon immer. Meine Eltern erzählen auch, ich hätte schon früh verschiedene Dinge gekostet. Salat hab ich allerdings bis zum 15. Lebensjahr komplett verweigert. Ich selbst erinnere mich mit Vorliebe an die süßen Dinge in der Küche. Plätzchen in der Vorweihnachtszeit mit meiner Mama, mit der ich Vanillekipferl und Husarenkrapferl gebacken hab.
In der Patisserie im Restaurant Tantris durfte ich mit ca. 3 ½ Jahren schon Blätterteigkekse ausstechen unter Aufsicht des damals sehr geduldigen Patissiers. Und  besonders geliebt hab ich einen Puppenherd, der zwei kleine Kochplatten, einen Backofen hatte und mit Strom betrieben wurde. Hier gab es so manchen (nicht immer genießbaren) Backversuch….

Hat Ihr Vater für die Familie gekocht, und wenn ja, was?

Natürlich hat mein Vater auch zuhause gekocht, aufgrund des straffen Programm, das er im Restaurant hatte, war dies meist am freien Sonntag. Meine Eltern mochten dann gern eine “einfache“ Küche. Zum Beispiel frischen Fisch gebraten im Ganzen mit Gemüsen, Salat oder Ragout mit Kartoffelpüree. Außerdem hatte es mein Vater auch ganz gern, wenn meine Mutter zwischendurch gekocht hat. Ein aufwendiges Gericht stand da eigentlich nicht so im Vordergrund. Ich glaube, wir haben es dann einfach genossen, alle zusammen am Tisch zu sitzen. Und ich hatte es gern, wenn verschiedene Schüsseln am Tisch standen, und jeder hat sich daraus genommen.

Inwieweit hat Eckart Witzigmann Ihnen in Ihre berufliche Laufbahn dreingeredet, hat er Sie eher ermutigt oder versucht, Sie davon abzuhalten?

Also dreingeredet oder versucht mich abzuhalten hat er mich gar nicht. Er hat es eher im Hintergrund beobachtet. Wenn ich Fragen hatte, konnte ich natürlich zu ihm kommen (dies ist auch heute so). Marmeladen und Chutneys in dieser Art und Weise herzustellen und dann dazu einen Vertrieb aufzubauen waren jetzt nicht unbedingt seine Geschichte, und deshalb hab ich mir diese Erfahrungen auch selbst erarbeitet. Er hat auch gesehen, wieviel Energie und Arbeit ich in diese kleine Firma hineingesteckt hab. Und für jeden Erfolg, den ich bekommen hab (und das ist bis heut so), freut er sich mit mir.

Was macht Ihnen an Ihrem Job am meisten Freude, welche Tätigkeiten, welche Prozesse, welche Projekte?

Das Schöne an meiner Arbeit ist, dass sie so vielseitig und kreativ ist. Und ich bin wirklich dankbar dafür, dass ich so arbeiten darf und so ein wunderbares Team habe, das mich unterstützt. Ich kann gar nicht sagen, was am meisten Spaß macht. Es ist wunderbar, neue Rezepte auszuprobieren, ich gehe gern auf den Markt, kaufe die Produkte ein, und geh dann für die ersten Proben an den Herd. Meist finden solche Aktionen am späteren Abend statt, dann hab ich genügend Ruhe zum Probieren. Ich arbeite aber auch sehr gern an schönen Buchprojekten. Auch hier ist es wunderbar, verschiedene Gedanken zusammenzubringen. Z.B. ein gutes Rezept, das dann in einer ansprechenden Aufmachung präsentiert oder verschenkt wird, zu gestalten. Vielleicht kann ich es so sagen, ich mag alles sehr gern, was mit Genuss rund um den Tisch zu tun hat…

Ist der Name Witzigmann eher ein Hindernis für einen eigenen Weg oder eine Erleichterung?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Name Witzigmann meist ein Lächeln auf das Gesicht der Menschen zaubert, die gerne genießen, essen und Qualität zu schätzen wissen. Der Name ist in jedem Fall ein positiver Hinhörer, der ein Vorteil ist. Dann jedoch muss sich das Produkt beweisen, und die Vertriebsarbeit beginnt.

Was ist Ihr Lieblingsduft in der Küche und was können Sie gar nicht riechen?

Duft von frischem Apfelkuchen und frisch gekochter Marillenmarmelade. Nicht so gerne mag ich den kalten Essensgeruch in der Küche am nächsten Morgen….

Veronique Witzigmann

Das neue Buch "Mein Backbuch. Lieblingsrezepte für Kuchen, Torten & Gebäck" ist bei Südwest erschienen und kostet 17,50 Euro.

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