Wolfgang Herles: Der Dirigentin verfallen

Wolfgang Herles Dirigentin verfallen
Wolfgang Herles Dirigentin verfallen(c) Fischer
  • Drucken

Bevor er demnächst die neue ZDF-Literatursendung moderiert, legt Wolfgang Herles einen Plauderroman über Kultur und Politik, eine böse Kanzlerin und eine geheimnisvolle Dirigentin vor.

Kurz vor dem Ende der Festspielsaison kehren wir noch einmal nach Salzburg zurück. Von dort aus lässt der deutsche Autor Wolfgang Herles seinen Protagonisten Jakob Stein seiner angebetenen Dirigentin nachreisen – Wien, Zürich, Paris, London folgen. Stein war einst Staatsminister und enger Vertrauter der Bundeskanzlerin (die zwar Christina Böckler heißt, aber stark an Angela Merkel erinnert). Nun ist er pensioniert und kann seiner großen Leidenschaft, der Oper, nachgehen. Der Abschied von der harten Kanzlerin hat tiefe Wunden hinterlassen.

Aber schon bald verschieben sich die Leidenschaften, nicht die Musik, sondern die Dirigentin Maria Bensson betet Stein nun an. Er lernt sie auf seinen Reisen näher kennen, merkt erst spät, dass sie eine andere Frau liebt und bei der Produktion von Wagners „Rheingold“ in eine Intrige gerät. Die Geschichte wirkt allzu konstruiert, vor allem, als plötzlich auch die Kanzlerin wieder ins Spiel kommt.

Herles legt beim Erzählen den Fokus darauf, dem Leser zu zeigen, wie sehr er, der Autor, in der deutschen Politik- und der europäischen Kulturschickeria daheim ist. Er wirft mit Namen, Plätzen, Straßen um sich, platziert immerhin hie und da sehr boshafte Seitenhiebe. „Die Zeit“ nannte den Roman des ZDF-Moderators, der ab 16. September die neue Literatursendung „Das blaue Sofa“ moderiert, einen „Männerroman“. Dem ist nichts hinzuzufügen. awa

Wolfgang Herles: „Die Dirigentin“, Fischer Verlag, 238 Seiten, 19,50 €.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.08.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.