Gaddafi-Sohn Saif frei: "Tripolis unter unserer Kontrolle"

GaddafiSohn Tripolis unter unserer
GaddafiSohn Tripolis unter unsererÜberraschungsauftritt von Saif Gaddafi (c) Reuters (Paul Hackett)
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Saif al-Islam tauchte überraschend in Tripolis auf. Die Rebellen hatten seine Gefangennahme gemeldet. Indes geht der Kampf um Gaddafis Residenz weiter.

Während der libysche Diktator Muammar al-Gaddafi weiter verschollen bleibt, hat sein Sohn Saif al-Islam Gaddafi in der Nacht auf Dienstag einen überraschenden Auftritt geliefert. Er erschien in einem vor allem von Journalisten bewohnten Hotel in Tripolis. Damit wurde klar, dass der 39-Jährige sich nicht in der Gewalt der Rebellen befand, wie diese behaupteten. Ob er jedoch freigekommen war oder sie ihn am Sonntag gar nicht in ihre Gewalt gebracht hatten, blieb unklar. In einer Fernseherklärung bestritt er, gefangen genommen worden zu sein.

Mehrere Korrespondenten berichteten, Saif al-Islam al-Gaddafi sei in einem gepanzerten Fahrzeug vor dem Hotel Rixos vorgefahren, das in einem von Regierungstruppen kontrollierten Gebiet liegt. Er habe bestritten, dass die Aufständischen den größten Teil der Hauptstadt unter ihre Kontrolle gebracht hätten. Es habe sich um eine Falle gehandelt: "Wir haben den Rebellen das Rückgrat gebrochen. Tripolis ist unter unserer Kontrolle". Auf die Frage, ob sein Vater sich noch in Tripolis befinde und in Sicherheit sei, habe er achselzuckend "selbstverständlich" erwidert.

Saif al-Islam Gaddafi wird ebenso wie sein Vater und dessen Schwager, Geheimdienstchef Abdulah Senussi, wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vom Internationalen Strafgerichtshof gesucht. Chefankläger Luis Moreno-Ocampo hatte am Montag bereits mit Vertretern des libyschen Übergangsrates über eine mögliche Überstellung nach Den Haag gesprochen.

Libyen - Rebellen in Tripolis
Libyen - Rebellen in Tripolis(c) APA (M. Hirsch)

Am Montag ist Gaddafis ältestem Sohn Mohamed die Flucht gelungen. Er hatte sich zuvor, beim Einmarsch der Aufständischen, ergeben und war unter Hausarrest gestellt worden. Er wurde später wieder von Truppen des Regimes befreit.

Gaddafi-Residenz weiter schwer umkämpft

Die Rebellen kontrollieren nach ihrem Einmarsch in der Nacht zum Montag nach eigenen Angaben nun bis zu 95 Prozent der libyschen Hauptstadt. Die Residenz des Diktators auf einem schwer gesicherten Militärgelände im Stadtteil Bab Al-Aziziya ist heftig umkämpft, aber weiter in der Hand der Regierungstruppen. Ein Bunkersystem unter der Anlage gilt als ein möglicher Aufenthaltsort Gaddafis. Rebellen berichteten, dass auch die Nato das Gaddafi-Anwesen angegriffen habe. Anderen Spekulationen zufolge könnte sich der Diktator in Richtung algerische Grenze oder in seinen Heimatort Sirte abgesetzt haben, der ebenfalls noch von Regierungstruppen kontrolliert wird.

Heftige Kämpfe zwischen Gaddafi-treuen Truppen und Rebellen gab es am Dienstagmorgen auch in der Stadt Al-Ojailat rund 80 Kilometer westlich von Tripolis. "Es ist noch nicht vorbei", sagte US-Präsident Barack Obama am Montag in einer Audio-Botschaft zur Lage in Libyen. Noch hätten die Rebellen den Machtkampf in Tripolis nicht endgültig gewonnen. "Doch so viel ist klar: Das Gaddafi-Regime ist am Ende und die Zukunft Libyens liegt in der Hand des Volkes".

Geheimdienstchef tot?

Wie der arabische Nachrichtensender Al-Jazeera in der Nacht zum Dienstag berichtete, fanden Rebellen zwei Leichen, bei denen es sich angeblich um die von Geheimdienstchef Senussi und die von Khamis al-Gaddafi, eines weiteren Sohnes des Diktators, handeln könnte. Eine Bestätigung dafür gab es aber nicht. Khamis al-Gaddafi, der eine Eliteeinheit der Truppen seines Vaters im Kampf gegen die Rebellen kommandierte, wurde bereits mehrfach von den Aufständischen für tot erklärt. Das Regime hatte die Angaben jedes Mal zurückgewiesen.

Angesichts des bevorstehenden Endes des libyschen Regimes hat sich die italienische Regierung bereit erklärt, mit Libyens Nationalem Übergangsrat den Freundschaftsvertrag von 2008 zu reaktivieren. "Sobald die neue legitime Regierung, der Nationale Übergangsrat, endgültig die Führung des gesamten Landes übernommen hat, wird der italo-libysche Vertrag reaktiviert. Der Übergangsrat hat sich verpflichtet, alle Verträge, auch jene mit den italienischen Unternehmen zu respektieren, die Gaddafi abgeschlossen hatte", sagte der italienische Außenminister Franco Frattiini am Dienstag.

(Ag./Red.)

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