Führerbunker: Letzte Ausfahrt Bab al-Azizia

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Die Festung am Rande der Hauptstadt Tripolis gilt als Zufluchtsort des Gaddafi-Clans. Bewacht wird sie von den Revolutionsgarden. Das Leben in Bab al-Azizia spielt sich größtenteils unter der Erdoberfläche ab.

Wien/Ag/La. Bab al-Azizia gilt als der letzte Zufluchtsort des libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi. Aus der Vogelperspektive betrachtet, sieht das sechs Quadratkilometer große Areal wie eine mit Sorgfalt gepflegte Parkanlage aus. Doch der Schein trügt: Das Leben in Bab al-Azizia spielt sich größtenteils unter der Erdoberfläche ab.

Die Anlage am südlichen Rand der Hauptstadt Tripolis ist eine Kreuzung aus Residenz und Kaserne und dem Vernehmen nach massiv verbunkert, sie soll sogar einer Atombombe standhalten können. Ob dies der Wahrheit entspricht, sei dahingestellt. Faktum ist jedenfalls, dass jene US-Kampfjets, die 1986 ihre Bomben auf den Komplex abgeworfen hatten (es war eine von US-Präsident Ronald Reagan angeordnete Vergeltung auf den Anschlag auf die Berliner Diskothek „La Belle“), die Anlage zwar beschädigt haben, aber nicht zerstören konnten.

Bab al-Azizia wird von Gaddafis Familie auch privat genutzt. In den von WikiLeaks veröffentlichten Dokumenten des US-Geheimdienstes werden die Unterkünfte des Gaddafi-Clans als „vergleichsweise bescheiden“ beschrieben. Gaddafis Ehefrau soll demnach anlässlich des Revolutionsfeiertages auf dem Areal eine „festliche, aber nicht extravagante“ Feier für Diplomatinnen veranstaltet haben.

Verteidigt wird Bab al-Azizia von den Elitesoldaten der Revolutionsgarde. Und falls alle Stricke reißen sollten: Auf dem nahe gelegenen Flughafen stehen rund um die Uhr Flugzeuge der libyschen Luftwaffe für die Flucht bereit.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.08.2011)

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