Tontechnik: Der gute Ton macht die Musik

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Mit ein wenig an den Reglern zu drehen ist es nicht getan. Wer sich intensiver und auch beruflich mit Tontechnik beschäftigt, muss sein Know-how ständig tunen. Palette an Ausbildungsangeboten ist groß.

Tontechniker – da taucht rasch das Bild jener Leute auf, die bei Konzerten vor riesigen Mischpulten sitzen und an oft hunderten Knöpfen drehend für den optimalen Klang sorgen. „Wer diese Leidenschaft zum Beruf machen möchte, sollte genügend davon haben“, so Georg Burdicek, der mit „tonzauber“ sein Wissen in Seminaren weitergibt. Verdienstmöglichkeiten bezeichnet der Tonmeister als die falsche Motivation.

Von Livetechnik bis zum Filmton

Die Tontechnik umfasst ein breites Gebiet, das neben Livetechnik, Studiotechnik auch Ton für Theater oder für Film beinhaltet. Für alle, die sich fundierte Grundlagenkenntnisse holen möchten, besteht eine Palette an Aus- und Weiterbildungsangeboten, beginnend beim mehrtägigen Seminar bis hin zum fünfjährigen Studium.

Von der zeitlichen Länge her ziemlich genau in der Mitte liegt die Grundausbildung von „Tone-Art“ in Wien. In sechs Monaten werden Basics aus Physik, Elektronik und Musiktheorie vermittelt und in die verschiedenen Gebiete der Tontechnik eingeführt. „Vorkenntnisse sind nicht notwendig, man schließt mit einem Diplom ab“, sagt Ursula Satter, zuständig für Organisation und Management. Die Teilnehmer sind durchschnittlich zwischen 18 und 35Jahre alt. „Rund 90Prozent derjenigen, die unsere Tontechnik-Grundkurse besuchen, machen weiter und legen die Prüfung zum Veranstaltungstechniker ab“, sagt Christoph Beiser von SSB – Seminarservice & Beratung. Diese Ausbildung integriert Tontechnik und schließt mit einer staatlich anerkannten Berufsprüfung ab. Diese ist jedoch nicht vorgeschrieben, denn bei der Tontechnik handelt es sich um ein freies Gewerbe, das auch ohne jeden Ausbildungsnachweis ausgeübt werden kann.

Der Klassiker für die Aus- und Weiterbildung ist wohl das international tätige SAE Institut, das seit 1987 in Wien Lehrgänge anbietet. Grundlagen erlernt man im Audio-Engineering-Kurs. Dieser dauert in der Vollzeitvariante zwölf Monate, im Teilzeitmodus zwei Jahre. Vermittelt werden Grundlagen für Livetechnik, Studiotechnik, Konzert, Rundfunk und Film. Anschließend kann in weiteren zwölf Monaten der Bachelor-Degree für „Audio Production“ angehängt werden. „Im Zuge dessen werden jene Bereiche abgedeckt, die notwendig sind, um auch wirtschaftlich – vielleicht mit einem eigenen Studio – erfolgreich zu sein. Das Studium enthält daher einen Business- und Managementteil. Auf rechtliche Themen wird ebenso eingegangen“, berichtet Barbara Skoda, Schulleiterin am SAE. Wem das nicht genügt, der kann an der SAE Online einen Master in Professional Practice erwerben, der in Zusammenarbeit mit der Middlesex University angeboten wird.

Von akademisch bis zum Kurs

Großen Weiterbildungsbedarf sieht der Tontechniker Burdicek aufgrund der ständigen technischen Entwicklungen auch bei den Profis gegeben: „Viele neue Technologien sind derartig komplex, dass ein Training ,on the job‘ eigentlich nicht mehr möglich ist. Es ist jedoch notwendig, sich abseits der täglichen Arbeit mit den technischen Neuerungen auseinanderzusetzen.“ Ein Problem sei dabei, dass die Manuals nicht unbedingt selbsterklärend verfasst sind. „Die Funktionsweisen für den Arbeitsalltag muss jeder selbst herausfinden. Es ist jedoch zeitsparender, die Anwendungen mit jemandem in einem Workshop durchzugehen, der bereits Erfahrungen damit gemacht hat“, meint Burdicek.
Die längste und akademischste Ausbildung in Österreich wird mit dem Tonmeisterstudium an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien angeboten. Der Unterricht baut so stark wie sonst nirgends auf Musikalität auf, das Künstlerische rückt dabei besonders in den Vordergrund. „Es ist in gewisser Weise ein Doppelstudium, denn die Tonmeisterausbildung beinhaltet neben der technischen besonders auch die musikalische Komponente“, sagt Studienleiter Ulrich Vette.

Entsprechend schwierig sind auch die Aufnahmeprüfungen, die unter anderem das Beherrschen eines Instruments oder Gesang inklusive den Vortrag von Musikstücken verschiedener klassischer Epochen voraussetzen. „Wir versuchen zu beurteilen, ob wir Menschen mit einer musikalischen Grundausstattung vor uns haben. Wenn jemand in dieser Hinsicht Versäumnisse hat, ist das während des Studiums nicht mehr aufholbar, da kaum Zeit zum Üben bleibt“, sagt Vette. Entsprechend niedrig ist die Zahl der aufgenommenen Studierenden, maximal zehn sind es pro Jahr. Das Studium verfolgt einen universitären Anspruch und bietet Forschungsmöglichkeiten. Mit zehn Semestern ist die Dauer allerdings nicht gerade kurz.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.09.2011)

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