EU: Kaum noch Wachstum im zweiten Halbjahr

EU-Kommissar Olli Rehn
EU-Kommissar Olli Rehndapd (Virginia Mayo)
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Nur noch 0,2 Prozent BIP-Wachstum im dritten und vierten Quartal 2011: Die EU-Kommission musste ihre Prognose nach unten revidieren.

Die Schuldenkrise und die Börsenturbulenzen sorgen nach Prognose der EU-Kommission für wirtschaftliche Stagnation in der Euro-Zone. Das Wachstum werde "zum Jahresende nahezu zum Erliegen kommen", hieß es in der am Donnerstag in Brüssel veröffentlichten Herbstprognose. Das werde aber "keinen erneuten Rückfall in die Rezession bewirken". Die Kommission revidierte ihre Jahreswachstumsprognose für die gesamte EU von 1,8 Prozent auf 1,7 Prozent herunter.

Für die zweite Jahreshälfte schraubte sie die Wachstumsaussichten gegenüber ihrer Frühjahrsprognose für den Euroraum als auch für die EU um je einen halben Prozentpunkt nach unten: So prognostiziert die EU-Kommission nur noch 0,2 Prozent Wachstum im dritten Quartal in EU und Eurozone. Für das vierte Quartal des laufenden Jahres werden 0,1 Prozent für die Eurozone und 0,2 Prozent für die EU vorausgesagt.

EU sieht keinen Rückfall in die Rezession

Durch das unerwartet kräftige Wachstum im ersten Quartal bleibt die Wachstumsprognose für den Euroraum nach Schätzung der Kommission für das gesamte Jahr 2011 nach wie vor bei 1,6 Prozent. Der Konjunkturabschwung dürfte sich nun nun verstärken, wird aber keinen erneuten Rückfall in die Rezession bewirken, betonte die Kommission.

Die Schwäche ist auch auf das nachlassende Wachstum in Deutschland zurückzuführen, der Konjunkturlokomotive Europas. Die größte Volkswirtschaft im Euro-Raum wird laut Prognose im vierten Quartal nur noch um 0,2 Prozent zulegen. Für Italien erwarten die Experten das Abrutschen in die Stagnation, für Spanien ein Mini-Wachstum von 0,1 und Frankreich von 0,2 Prozent. Neue Zahlen zu Österreich liegen nicht vor.

EU-Wirtschafts- und Währungskommissar Olli Rehn erklärte: "Die Aussichten für die europäische Wirtschaft haben sich verschlechtert. Die Erholung von Finanzkrisen verläuft oftmals schleppend und holprig. Auch hat die EU-Wirtschaft mit schwierigeren externen Rahmenbedingungen zu kämpfen, während die Inlandsnachfrage nach wie vor gedämpft ist. Die Staatsschuldenkrise hat sich verschlimmert und die Turbulenzen an den Finanzmärkten werden die Realwirtschaft in Mitleidenschaft ziehen." Rehn forderte die beharrliche Umsetzung einer Strategie zur wachstumsfreundlichen Haushaltskonsolidierung und die Umsetzung der EU-Beschlüsse zur Förderung der Finanzstabilität.

Wegen der schwächelnden Wirtschaft wird sich die Inflation wohl schneller abschwächen als erwartet. Dank sinkender Ölpreise wird die jährliche Teuerungsrate laut EU-Kommission in diesem Jahr 2,5 Prozent im Euro-Raum und 2,3 Prozent in Deutschland betragen - damit aber immer noch über der Warnschwelle der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent liegen.

(APA)

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