Karl Markovics bringt Hoffnung ins Austro-Kino

Karl Markovics bringt Hoffnung
Karl Markovics bringt Hoffnung(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
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Mit "Atmen" liefert der Starschauspieler einen respektablen Einstand als Regisseur. Markovics bringt hoffnungsvolle Töne in eine Geschichte, die nach typisch tristem Austro-Sujet klingt.

Als wunderbar warmer Film, der mit dem Klischee vom kalten österreichischen Kino breche, wurde das Regiedebüt von Starschauspieler Karl Markovics heuer in Cannes vorgestellt, wo es den Preis „Label Europa Cinémas“ erhielt. Im seither als heimischer Oscar-Kandidat nominierten Film Atmen bringt Markovics hoffnungsvolle Töne in eine Geschichte, die nach typisch tristem Austro-Sujet klingt: Roman (Thomas Schubert) ist wegen Totschlags im Jugendgefängnis, leidet unter existenziellen Erstickungsanfällen. Anfangs reißt er sich schreiend die Schweißermaske vom Gesicht – ein weiterer Bewährungsjob ist dahin.

Dann bewirbt sich der verschlossene Thomas als Leichenbestatter. Mit seinem Kameramann Martin Gschlacht findet Markovics faszinierend ungekünstelte (Digital-)Bilder, um die Arbeit mit Toten kinogerecht zu präsentieren. Das durchaus wienerisch getönte Porträt eines makabren Jobs konterkariert Markovics mit symbolischen Bildern, die eine Befreiung ankündigen: Thomas lässt einen gefangenen Vogel wegfliegen, stellt sich schließlich dem Trauma der Vergangenheit und macht sich auf die Suche nach der Mutter (Karin Lischka), die ihn blutjung weggegeben hat.

Da schleicht sich psychologische Überfrachtung in den Film, wie die Bildmetaphern etwas unsubtil. Als ernsthaftes, doch publikumsfreundliches Sozialdrama mit künstlerischer Ambition ist Atmen aber ein willkommener Beitrag zum Austro-Kino: Laut Regisseur „geht es um alles: Geburt, Leben, Tod“, aber in einer kleinen Form. Bescheidenheit ist auch eine Zier. hub

„Atmen“ erhielt am Samstag (1. 10.) als bester deutschsprachiger Spielfilm beim Zürich-Film-Festival eines der vier „Goldenen Augen“: 20.000 Franken in bar, 60.000 Franken Förderung für den Schweizer Kinostart.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.10.2011)

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