„Saudiarabien ist zu 100 Prozent islamisch“

Der saudiarabische Vizebildungsminister und interimistische Leiter des Dialogzentrums in Wien zur mangelnden Religionsfreiheit in seinem eigenen Land.

Wie kann Saudiarabien ernsthaft ein interreligiöses Dialogzentrum fördern, wenn es selbst keine Religionsfreiheit im eigenen Land duldet?

Faisal Abdulrahman bin Muammar: Saudiarabien ist zu 100 Prozent ein islamisches Land, das Herz des Islam. Jedes Jahr kommen zehn Millionen Pilger zu uns. Aber wir glauben an den Dialog, um Reformen einzuleiten. Was in Saudiarabien passiert, ist oft keine Regierungspolitik, sondern sozial begründet.

In Saudiarabien leben viele christliche Gastarbeiter. Warum dürfen sie keine Kirchen errichten?

Weil sie keine saudischen Staatsbürger sind. Die Frage muss man auch Religionsführern stellen.

Wären Sie persönlich denn dafür, Kirchen in Saudiarabien zu bauen?

Wissen Sie: Ich bin in so vielen Angelegenheiten für den Dialog.

Für Sie ist es also einfacher, außerhalb Ihres eigenen Landes tolerant zu sein.

Nein. Ich leite auch ein Dialogzentrum in Saudiarabien. Dialog ist das Mittel, um neue Ideen zu akzeptieren. Das ist auch der Grund für das Dialogzentrum in Wien.

Denken Sie, das Dialogzentrum wird Rückwirkungen auf Ihr Land haben?

Da bin ich sicher, auch außerhalb Saudiarabiens. Wir sind nicht irgendein kleines Land. 1,5 Milliarden Moslems richten sich in ihren Gebeten fünfmal pro Tag nach Mekka. Jede Initiative, die von Saudiarabien ausgeht, hat großen Effekt in der ganzen Welt.

Hätte es nicht einen größeren Effekt, wenn sich Saudiarabien selbst öffnete und Christen die Ausübung ihrer Religion gestattete?

Dialog heißt, sich gegenseitig zu überzeugen. cu

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.10.2011)

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