Falscher Alarm in der Hosentasche

Falscher Alarm Hosentasche
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Die Bitterkeit schlechter Qualität hält noch lange an, wenn die Süße des Preises längst verflogen ist.

Die Bitterkeit schlechter Qualität hält noch lange an, wenn die Süße des Preises längst verflogen ist. Es ist jene Weisheit, die das Verhältnis zu meinem Mobiltelefon trefflich beschreibt. Die Marke soll hier keine Rolle spielen, schließlich will man ja die finnische Mobilfunkindustrie nicht diskreditieren. Aber so viel soll verraten werden: Eine Liebesbeziehung zwischen dem Handy und mir ist es letztlich leider doch nicht geworden. Die belustigten Blicke der iPhone-Jünger ließen sich ja noch ertragen, schließlich ist es ja auch ein gutes Gefühl, nicht bei jedem Trend an vorderster Front mitzuhecheln. Doch auch bei einem günstigeren Smartphone sollte man sich doch zumindest erwarten dürfen, dass es nicht bei jeder zweiten Website abstürzt, dass sich ein fast fertig geschriebenes SMS nicht plötzlich von selbst löscht, und dass man beim Eintragen eines Termins in den Kalender nicht für einen Volltrottel gehalten wird – will man etwa am Vormittag einen Nachmittagstermin für denselben Tag eintragen, ist als Erinnerungszeit standardmäßig acht Uhr morgens eingetragen. „Erinnerungszeitpunkt bereits vorbei“, klugscheißt es dann aus dem elektronischen Terminkalender.

Für manche Fehler kann man aber auch das schlechteste Mobiltelefon nicht verantwortlich machen. Für Phantomläuten zum Beispiel. Ein Phänomen, das dann auftritt, wenn in der U-Bahn ein Standardklingelton ertönt – und mehrere Menschen reflexartig nach ihrem Handy greifen. Nun sind Klingeltöne an sich schon ein Ärgernis, das man mithilfe des Vibracalls elegant umschiffen kann. Nur darf man nicht glauben, dass sich das Problem des Phantomläutens damit löst. Denn allzu oft meint man dann, in der Hosentasche das Vibrieren des Telefons zu verspüren. Nur um dann festzustellen, dass in Wirklichkeit nichts passiert ist. Die Bitterkeit falscher Alarme in der Hose also. Dafür können die Finnen jetzt aber nichts.

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.10.2011)

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