Vor der Veröffentlichung des IAEA-Prüfberichtes werden Warnungen laut: Experten vermuten, dass der Iran "versucht, ein nukleares Waffenarsenal aufzubauen". Eine Testanlage soll per Satellit entdeckt worden sein.
Geheime Versuchsanlagen, Sprengversuche und Raketensimulationen sollen in dem von der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) bisher noch nicht veröffentlichten Bericht zu dem Atomprogramm des Iran festgehalten sein. Laut Medienberichten habe das Land in den vergangenen Jahren entscheidende Schritte in Richtung Atommacht gemacht. Der Prüfbericht dürfte noch diese Woche an die 15 Mitgliedsstaaten des UNO-Sicherheitsrats gehen.
Schon jetzt gebe es "signifikante und überzeugende Indizien" dafür, dass die Islamische Republik "versucht, ein nukleares Waffenarsenal aufzubauen", berichtete die britische Tageszeitung "Independent" am Dienstag. Laut der Zeitung sollen der IAEA Hinweise vorliegen, dass iranische Wissenschaftler in den vergangenen Jahren an der Entwicklung von Raketengefechtsköpfen für atomare Sprengladungen arbeiteten. Weiters sei eine Anlage für Versuche mit nuklearen Ladungen aufgebaut worden, zitierte der "Independent" "durchgesickerte" Passagen des Papiers.
Vermutung: Testanlage per Satellit entdeckt
Die besagte Testanlage sei "von der Größe eines Doppeldecker-Busses". Sie soll auf dem Militärareal Parchin via Satellitenfotos und Geheimdienstinformationen aufgespürt worden sein. Die Existenz derartiger Versuchsbunker hätte Teheran der UNO-Organisation bisher jedoch verschwiegen, so die Zeitung. Zudem hätten iranische Techniker Computermodelle entwickelt, die für ballistische Berechnungen geeignet seien.
Auch seitens US-Medien sind die Erwartungen an den IAEA-Bericht hoch. Dieser solle "die bisher detailliertesten Vorwürfe, dass das iranischen Nuklearprogramm auf Waffenentwicklung und militärische Nutzung ausgerichtet" ist, enthalten. Das berichtete am Sonntag der Fernsehsender CNN unter Berufung auf UNO-Diplomaten.
Ausländische Fachleute als Stütze des Iran
Die "Washington Post" berichtete, dass der Iran schon im ersten Halbjahr 2011 dazu imstande gewesen sein, mit rund 6.000 Zentrifugen in der Forschungsanlage Natans rund 105 Kilogramm niedrig angereichertes Uran pro Monat herzustellen. Laut der israelischen Zeitung "Haaretz" sei er dazu nur deswegen in der Lage gewesen, da er Unterstützung durch Fachleute aus Russland, Pakistan und Nordkorea erhalten habe. Sie würden iranischen Wissenschaftlern bei ihren Bemühungen helfen, die Fähigkeit zum Atomwaffenbau zu erlangen.
Als eine der Schlüsselfiguren bei der ausländischen Hilfe für das iranische Atomprogramm gilt der frühere sowjetische Atomwissenschaftler Wjatscheslaw Danilenko. Dieser soll dem Iran mindestens fünf Jahre lang entscheidend geholfen haben. Die Information über Danilenkos Rolle stammt von David Albright, einem früheren UN-Waffeninspektor und derzeitigen Präsidenten des Institute for Science and International Security in Washington.
"Nato dürstet, den Iran anzugreifen"
Der IAEA-Bericht, der bereits am Dienstag veröffentlicht werden soll, muss noch von IAEA-Direktor Yukia Amano abgesegnet werden. Amano stehe unter starkem Druck Russlands und Chinas, nicht alle von der IAEA zusammengetragenen Beweise zu veröffentlichen, um eine Eskalation der Krise zwischen dem Westen und dem Iran abzuwenden, schreibt "Haaretz".
Indes stellte die iranische Website "Dolat-e ma" ("Unsere Regierung" ) Aussagen von Präsident Mahmoud Ahmadinejad ins Netz, die dieser am Donnerstag bei einem Treffen mit Anhängern gemacht hatte. "Der Westen hat all seine Kräfte mobilisiert um uns anzugreifen und fertigzumachen. Es ist klar wie der Tag, dass die Nato danach dürstet, den Iran anzugreifen. Wir nähern uns der finalen Konfrontation. Wenn wir nicht darauf vorbereitet sind, werden wir so viel leiden, dass wir um 500 Jahre zurückgeworfen werden...", hatte Ahmadinejad erklärt.
(Ag./Red.)