Ägypten: "Millionen-Marsch" fordert Tote

Protesters transport an injured fellow protester on a motorcycle during clashes with riot police alon
Protesters transport an injured fellow protester on a motorcycle during clashes with riot police alon(c) REUTERS (Amr Abdallah Dalsh)
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In Kairo gab es bei dem "Millionen-Marsch" der Gegner des Militärrats erneut Zusammenstöße zwischen Demonstranten und der Polizei. Drei Menschen kamen bisher ums Leben, 20 wurden verletzt.

Die Protestbewegung in Ägypten will den regierenden Militärrat unter Feldmarschall Mohammed Hussein Tantawi zum Rückzug zwingen. dazu rief sie zum "Millionen-Marsch" auf. Indes geht das Blutvergießen weiter. Vor dem angekündigten Marsch kam es in der Nacht auf Dienstag erneut zu heftigen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Nach Angaben staatlicher Medien kamen dabei bisher mindestens drei Personen ums Leben. Auch im Norden des Landes gingen die Menschen aus Solidarität mit den Aktivisten auf dem Kairoer Tahrir-Platz auf die Straße.

Im Zentrum der Hauptstadt wurden bei Krawallen am Morgen nach Angaben von Medizinern mindestens 20 Menschen verletzt. Einige seien mit Gummigeschoßen im Gesicht getroffen worden, hieß es. Die Ärzte haben eine provisorische Klinik in der Nähe des Tahrir-Platzes eingerichtet, um Demonstranten dort zu behandeln. Auch der Tränengas-Einsatz der Polizei hat laut Aktivisten zu Verletzungen geführt.

Spekulationen über Wahl-Verschiebung

Rund 38 Oppositionsgruppen haben für den Nachmittag zum Massenprotest aufgerufen. Zahlreiche Demonstranten waren aber schon am Morgen auf dem Tahrir-Platz, sie hatten dort übernachtet. Die Aktivisten wollen mit der Besetzung des riesigen Rondells in der Innenstadt den Militärrat zwingen, die Verantwortung jetzt an eine zivile Regierung zu übergeben. Sie fürchten, dass die Generäle dauerhaft an der Macht festhalten wollen.

Indes hat die einflussreiche Muslimbruderschaft angekündigt, nicht an der Kundgebung teilzunehmen. Die Islamisten rechnen sich bei den am Montag beginnenden Parlamentswahlen gute Chancen aus. Doch wegen der Proteste wird immer wieder über eine Verschiebung des Urnengangs spekuliert. Gewählt wird in drei Phasen, daher zieht sich der Prozess bis zum Jänner hin. Anschließend soll das Land eine neue Verfassung bekommen.

Rücktritt der Regierung nicht angenommen

Die Übergangsregierung von Ministerpräsident Essam Sharaf hatte am Montagabend angesichts der Proteste ihren Rücktritt eingereicht. Der Militärrat unter Feldmarschall Tantawi muss die Demission noch akzeptieren. Am späten Montagabend riefen die Generäle die politischen Parteien auf, gemeinsam über den Umgang mit der Krise zu beraten. Die Muslimbruderschaft sagte ihre Teilnahme an den Gesprächen inzwischen zu.

Auf dem Tahrir-Platz haben in der Nacht etwa 20.000 Demonstranten ausgeharrt. Eingehüllt in Decken zum Schutz gegen die Kälte saßen und lagen Demonstranten auf dem Boden. Sie warfen den Sicherheitskräften vor, den Zugang zum Platz immer mehr einzuschränken, um die Demonstranten zum Aufgeben zu bewegen. "Sie wollen uns auf dem Platz einschließen", sagte einer von ihnen. "Das Land gehört den Ägyptern!", war auf einem Plakat auf dem Platz zu lesen. "Alle Ägypter wollen ein Ägypten, das von Zivilisten regiert wird", stand auf einem anderen.

(Ag.)

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