Handel: Weihnachtsgeschäft trotzt der Krise

Handel Weihnachtsgeschaeft trotzt Krise
Handel Weihnachtsgeschaeft trotzt Krise(c) Dapd (Lukas Barth)
  • Drucken

Am vierten Adventsamstag zeigten sich die Österreicher besonders ausgabefreudig. Der Handel dürfte mindestens so hohe Umsätze erzielen wie im starken Vorjahr, man hofft besonders auf die letzten Tagen vor Weihnachten.

Wien/Apa/B.l. Der frische Schnee in Westösterreich, das letzte Wochenende, um sich noch schnell mit Geschenken einzudecken– und die Angst vor Geldentwertung: All das sorgte dafür, dass die Österreicher am Wochenende die Einkaufsstraßen und Shoppingcenter stürmten. Allein in Wien frequentierten 850.000Menschen die Einkaufsstraßen. Die Händler gaben sich zufrieden. „Ich bin zuversichtlich, dass heuer das Weihnachtsgeschäft auf dem hohen Niveau des Vorjahres liegen wird“, sagte Brigitte Jank, Präsidentin der Wiener Wirtschaftskammer.

Das Weihnachtsgeschäft (das ist jener Umsatz im Dezember, der über den eines Durchschnittsmonats hinausgeht) betrug im Vorjahr österreichweit mehr als 1,6Mrd. Euro. Im gesamten Jahr 2010 stiegen die Einzelhandelsumsätze um vier Prozent und damit so stark wie seit den 1990er-Jahren nicht mehr. Inflationsbereinigt gab es ein Plus von 2,3Prozent. Im Dezember war der preisbereinigte Zuwachs ebenso stark. Doch hatten die Händler einen Teil des Umsatzzuwachses mit kräftigen Rabatten erkauft. Wie sehr das auch heuer eine Rolle spielt, dazu liegen noch keine Zahlen vor.

Konsumfreudige Schweizer

Vorerst meldeten die Händler aus allen Bundesländern volle Häuser und hohe Umsätze. Ob man den Vorjahresumsatz real einstellen oder gar übertreffen wird, ist jedoch noch nicht klar. Alles hänge davon ab, wie viel in den letzten Tagen vor Weihnachten eingekauft werde, hieß es.

Zwei Faktoren wirken sich positiv aus: Westliche Bundesländer, vor allem Vorarlberg, profitieren von der Nachfrage der Schweizer und Liechtensteiner, die die Schwäche des Euro nutzen, um im Nachbarland günstig einkaufen zu können. In den vergangenen Tagen kurbelte auch der frische Schnee die Kauflaune an. Zu Monatsbeginn hatten die Sportartikelhändler noch über Zurückhaltung beim Kauf von Winterbekleidung geklagt. Am vergangenen Samstag zählten dagegen Sportartikel zu den größten Rennern– neben Büchern, Schmuck, Spielwaren und Bekleidung. Auch Gutscheine lagen in der Gunst der Käufer oben.

Mehr als die Hälfte der Befragten in einer GfK-Umfrage gab an, ihre Weihnachtseinkäufe auch über das Internet zu tätigen. Neun von zehn gehen aber nach wie vor in die Geschäfte. Online erwirbt man vor allem Bücher, CDs und DVDs sowie Gutscheine. Schmuck wie Uhren oder Ohrringe kauft man lieber im Geschäft.

Schmuck liegt im Trend

Jeder Österreicher lässt sich das Beschenken seiner Liebsten heuer durchschnittlich in etwa 400Euro kosten. Laut einer GfK-Erhebung sind es 446Euro, laut Erste Bank 386Euro. Ein absoluter Renner ist Schmuck zwar nicht, seine Beliebtheit hat aber im Vergleich zu den Vorjahren deutlich zugelegt. Die GfK-Umfrage brachte den Trend zutage, dass man heuer zu kostspieligeren Präsenten greift als noch vor einem Jahr und sich häufiger mit teurem Schmuck oder Uhren eindeckt. Die Einstellung sei: „Es ist unklar, was 2012 passieren wird. Daher geben wir das Geld lieber mit vollen Händen aus, bevor es uns unter den Fingern wegschmilzt“, erklärte Studienautorin Magdalena Öberseder.

Langfristige Konsumgüter beliebt

Eine Einstellung, von der heuer nicht nur der Handel, sondern auch der Immobilienmarkt und der Autohandel profitierten: Während man für Wohnungen in guter Wiener Lage wegen der starken Nachfrage derzeit um mindestens zehn Prozent mehr hinlegen muss als noch vor einem Jahr, wurden von Jänner bis November 332.787 Autos neu zugelassen, um 4224 mehr als im gesamten Jahr 2010.

Auch mit langfristigen Konsumgütern deckten sich die verunsicherten Konsumenten ein: Wie Eine Studie des Beratungsunternehmens RegioPlan zeigt, wurde heuer mehr Geld für Flachbildfernseher und Haushaltsgeräte ausgegeben als in den Jahren davor. Ein Trend, von dem Elektro- und Möbelhandel sowie Baumärkte profitieren dürften. Tendenziell nimmt aber der Anteil der Einzelhandelsausgaben der österreichischen Haushalte an den gesamten Ausgaben ab. Dagegen wächst der Anteil der Fixkosten.
Leitartikel, Seite 2

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.12.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Leitartikel

Jetzt Geld ausgeben, bevor es wertlos ist

Das Weihnachtsgeschäft brummt trotz der Krise. Die Österreicher kaufen, als ob es kein Morgen gäbe. Das ist gar keine schlechte Strategie.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.