Kairo: Clinton geißelt Gewalt gegen Frauen

(c) EPA (JIM LO SCALZO)
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Die US-Außenministerin Hillary Clinton zeigt sich bestürzt über Angriffe von Soldaten auf protestierende Frauen in Ägyptens Hauptstadt Kairo. Die Vorgänge auf dem Tahrir-Platz seien laut Clinton „eine Schande“.

Kairo. So empört zeigte sich Hillary Clinton lange nicht mehr. Die Vorgänge in Ägyptens Hauptstadt Kairo seien „eine Schande“, schimpfte die US-Außenministerin und geißelte die „schockierende Gewalt“ ägyptischer Soldaten gegen protestierende Frauen auf dem Tahrir-Platz. „Diese systematische Erniedrigung von Frauen entehrt die Revolution, blamiert den Staat und seine Uniformträger und ist eines so großen Volkes unwürdig“, sagte Clinton in einer Rede vor Studenten in Washington – die bisher schärfste Kritik eines US-Regierungsmitglieds an den neuen Machthabern am Nil.

Vor allem das Video einer verschleierten jungen Frau, die von einer Horde Soldaten über den Asphalt gezerrt wird, hat weltweit Entsetzen ausgelöst. Soldaten dreschen mit Knüppeln auf die am Boden Liegende ein. Einer tritt ihr ins Gesicht, ein zweiter in den Magen, am Ende bleibt das Opfer halb nackt liegen. Andere Frauen berichten, sie seien nach ihrer Festnahme getreten, geohrfeigt und mit Elektroschockern misshandelt worden.

Marsch gegen Militärherrschaft

Die Demonstranten protestieren gegen die Militärführung, die seit dem Sturz des Autokraten Hosni Mubarak im vergangenen Februar die Macht in Händen hält. Der Oberste Militärrat (Scaf) hat eine Übergangsregierung eingesetzt, in allen politischen Fragen in Ägypten aber die letzte Entscheidungsgewalt.

Auch am Dienstag gingen die schweren Auseinandersetzungen im Zentrum Kairos weiter. In den frühen Morgenstunden versuchten Soldaten und Bereitschaftspolizisten erneut, die Demonstranten vom Tahrir-Platz zu vertrieben. Wieder waren Schüsse zu hören. Für kommenden Freitag riefen zahlreiche Aktivistengruppen in Kairo zu einem Millionen-Menschen-Marsch auf, der unter dem Motto „Nieder mit der Militärherrschaft“ stehen soll.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.12.2011)

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