Italien zahlt weiter sehr hohe Zinsen

(c) Dapd (Volker Hartmann)
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Für zehnjährige Staatsanleihen zahlt das Land seinen Gläubigern erneut fast sieben Prozent. Positiv wurde vermerkt, dass der Zinssatz gegenüber dem Rekordstand vom vergangenen November gedrückt werden konnte

Rom/Frankfurt/Red./Ag. Italien hat zwar zwecks Budgetsanierung ein rigides Sparprogramm verabschiedet, aber die Märkte glauben offenbar nicht ganz an dessen Verwirklichung: Bei der Auktion einer zehnjährigen Anleihe musste das Land gestern einen Zinssatz von fast sieben Prozent (exakt 6,98 Prozent) akzeptieren, um sieben Mrd. Euro bei Investoren unterzubringen. Angepeilt worden war ein Volumen von fünf bis acht Mrd. Euro. Trotz des hohen Zinssatzes konnten die Spanne nicht ganz ausgeschöpft werden.

Positiv wurde am Markt vermerkt, dass der Zinssatz gegenüber dem Rekordstand vom vergangenen November (7,56 Prozent) gedrückt werden konnte. Fast sieben Prozent Zinsen gelten aber auf Dauer als viel zu hoch, um die Refinanzierung der Staatsschulden tragen zu können. Bei dreijährigen Anleihen fiel die Verzinsung zwar von 7,89 auf 5,62 Prozent; die hohen Erwartungen, die vorgestern eine Kurzläufer-Auktion (Anleihen mit sechs Monaten Laufzeit waren zu 3,25Prozent statt wie zuletzt zu 6,5Prozent platziert worden) erweckt hatte, konnten aber nicht erfüllt werden. Marktbeobachter werteten die Auktion deshalb auch als „ernüchternd“ Der Druck auf Italien werde extrem groß bleiben, meinte etwa ein Analyst der Commerzbank.

Dabei hatte die europäische Zentralbank (EZB) im Vorfeld dafür gesorgt, dass Italien nicht „austrocknet“. Sie hatte den europäischen Banken in einer einmaligen Aktion fast 500 Mrd. Euro zu einem Prozent Zinsen geborgt und damit die Liquidität verbessert. Banken, die sich mit billigem Geld hochverzinste Anleihen zulegen (und die dann als „Sicherheit“ für neue Kredite bei der EZB hinterlegen), können solcherart gute Gewinne machen. Ein Großteil der EZB-Spritze dürften die Banken aber sofort wieder bei der EZB eingelegt haben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.12.2011)

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