Insiderhandel von SNB-Chef? Aufregung um Dollar-Kauf

(c) REUTERS (CHRISTIAN HARTMANN)
  • Drucken

Der Schweizer Notenbank-Chef Hildebrand kommt trotz "Freispruchs" unter Druck. Eine Devisentransaktion seiner Ehefrau sorgt für Aufregung.

Wien/Weber. Philipp Hildebrand, Präsident der Schweizer Nationalbank, hat sich vermutlich einen ruhigeren Jahreswechsel gewünscht. Eine Devisentransaktion seiner Ehefrau sorgt nämlich für Aufregung. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob sich der Notenbankchef und seine Familienmitglieder einen persönlichen Vorteil verschafft haben oder nicht.

Wie kurz vor Weihnachten bekannt wurde, hatte Hildebrands Frau, Kashya, am 15. August Dollar im Wert von 500.000 Franken gekauft. Drei Wochen später zog die Schweizer Notenbank eine Kursuntergrenze von 1,20 Franken je Euro, was zu einer sprunghaften Abwertung der eidgenössischen Währung führte. Die Dollar von Frau Hildebrand waren schlagartig neun Prozent mehr wert. In den folgenden Wochen werteten sie nochmals um sieben Prozent auf.

„Dollar war lächerlich billig“

An dieser Theorie gibt es jedoch auch Zweifel: Einem Bericht des Magazins „Weltwoche“ zufolge soll nicht Hildebrands Frau, sondern er persönlich die Transaktionen getätigt haben. Das Magazin beruft sich dabei auf einen Kontoauszug.

Laut bisheriger Darstellung verkaufte Hildebrands Frau die Dollar am 4. Oktober und realisierte dadurch einen Gewinn von 60.000 Franken (49.200 Euro). „Mein Interesse am Dollarkauf war dadurch motiviert, dass er auf einem Rekordtief und fast lächerlich billig war“, verteidigte sich die amerikanisch-pakistanische Galeristin, die 15 Jahre lang in der Finanzbranche gearbeitet hat, im Schweizer Fernsehen.

Am 23. Dezember hatte die SNB erklärt, Hildebrand habe gegen keinerlei interne Regeln verstoßen. Der SNB-Chef habe den Bankrat unverzüglich über die „Gerüchte“ informiert. Daraufhin beauftragte die Revisionsstelle der Nationalbank die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) und die Schweizer Finanzaufsicht mit der Überprüfung von Hildebrands Büchern. Beide hätten bestätigt, dass keine „unzulässigen Transaktionen“ vorgenommen wurden.

Am Mittwoch veröffentliche die Notenbank unter dem Druck der Öffentlichkeit das interne Regelwerk sowie den Prüfbericht von PwC, um die ihrer Ansicht nach „inkorrekten“ Darstellungen in den Medien zu widerlegen. In dem Dokument wird der Devisenkauf mit dem Erwerb einer Immobilie in Verbindung gebracht. Unter den SNB-Regeln sind private Devisengeschäfte erlaubt, sofern sie zum Erwerb von „Nichtfinanzvermögen“ dienen. Der Notenbanker selbst will laut SNB am heutigen Donnerstag Stellung nehmen.

Ans Licht kamen die Vorwürfe durch Christoph Blocher von der konservativen Schweizerischen Volkspartei (SVP). Der erklärte Gegner Hildebrands kontaktierte Mitte Dezember die Bundespräsidentin, Micheline Calmy-Rey, mit entsprechenden Informationen. Dadurch erhält die Affäre auch eine politische Note, denn Blocher hatte lange Zeit versucht, Hildebrand aus dem Amt zu heben.

Undichte Stelle bei der Hausbank

Der Stein des Anstoßes waren Devisenmarktinterventionen im Jahr 2009, mit denen die SNB gegen die Aufwertung des Franken vorging und dabei einen Milliardenverlust in Kauf nahm. Blocher legte Hildebrand damals den Rücktritt nahe.

Bis zuletzt war unklar, woher Blocher die Informationen hatte. Am Mittwoch gab die Baseler Bank Sarasin zu, dass ein Mitarbeiter Blocher die Informationen hat zukommen lassen. Medienberichten zufolge handelte der inzwischen entlassene Mitarbeiter aus moralischen Motiven. Er soll Anzeige gegen sich selbst sowie gegen Hildebrand wegen Insiderhandels erstattet haben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.01.2012)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.