Griechenland-Hilfe: Privatanteil vermutlich zu gering

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Tourists walk next to the ruins of the 5th century B.C. Temple of Poseidon at Cape Sounion, south of (c) AP (Petros Giannakouris)
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Laut Insidern beteiligen sich zu wenige Investoren freiwillig am Rettungspaket. Viele Hedgefonds würden nämlich auf eine Pleite des Landes spekulieren.

Schlechte Nachrichten gibt es von den Verhandlungen mit privaten Gläubigern von Griechenland. Der freiwillige Beitrag zum Milliarden-Hilfspaket für das hochverschuldete Land verfehle wohl deutlich die Erwartungen, sagten mehrere mit den Verhandlungen vertraute Banker der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch.
Bedingung für das 130 Milliarden Euro schwere staatliche Rettungspaket für Griechenland ist eine Schuldenentlastung durch die privaten Investoren. Dabei wird ein Verzicht auf rund 100 Milliarden Euro angepeilt. Dieses Volumen wird Insidern zufolge wahrscheinlich nicht erreicht, da sich vor allem Hedgefonds quer stellen: Viele von ihnen haben nämlich gar kein Interesse mehr an der Rettung Griechenlands, weil sie auf eine Pleite des Landes spekulieren.

In Bankenkreisen davon ausgegangen, dass am Ende maximal 75 Prozent der privaten Investoren mitmachen. Damit würde das angepeilte Entlastungsvolumen nicht erreicht. Ursprünglich hatte man auf eine Quote von mindestens 90 Prozent der Investoren gehofft.

Forderungsverzicht erzwingen?

Das heißt im Klartext: Die Euro-Staaten müssen für Griechenland möglicherweise noch tiefer in die Tasche greifen. Auch Griechenland hat bereits vor einer Finanzierungslücke gewarnt. In einem solchen Fall bräuchte das Land mehr Hilfen seiner Euro-Partner, sagte Filippos Sachinidis, Staatssekretär im Finanzministerium, am Donnerstag im Radiosender Skai. Die Zeit drängt: Mitte März droht Griechenland wieder einmal die Zahlungsunfähigkeit. Der Staat muss dann Anleihen von knapp 15 Milliarden Euro zurückzahlen.

Aus hochrangigen Kreisen der Euro-Ländern erfuhr Reuters, dass nach Wegen gesucht wird, um von unwilligen Gläubigern einen Forderungsverzicht zu erzwingen. Eine Option sei die nachträgliche Einfügung von Umschuldungsklauseln (CACs) bei griechischen Staatsanleihen, sagten drei Vertreter. Gläubiger können dann per Mehrheitsentscheidung bewegt werden, sich an Entlastungen für Griechenland zu beteiligen.

Bericht: IWF hält Hilfen für zu gering

Unterdessen wurde bekannt, das der Internationale Währungsfonds die bisher geplanten Finanzhilfen für das hoch verschuldete Griechenland offenbar für zu gering hält. Nach IWF-Berechnungen fehle ein "signifikanter zweistelliger Milliardenbetrag", berichtete das in Düsseldorf erscheinende "Handelsblatt" und berief sich nach einem Gespräch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit IWF-Chefin Christine Lagarde in Berlin auf deutsche Regierungskreise. Eine Lösung für das Problem vereinbarten Merkel und Lagarde demnach bisher nicht.

EU-Kommissionspräsident Juan Manuel Barroso forderte jedenfalls die Euro-Länder in Kopenhagen auf, ihre Hilfsinstrumente für angeschlagene Staaten aufzustocken und damit bei Investoren für mehr Vertrauen zu sorgen. Dabei geht es um den vorläufigen Euro-Rettungsschirm EFSF, der ein effektives Kredithilfevolumen von 440 Milliarden Euro hat, und den geplanten dauerhaften Hilfemechanismus ESM, der bis zu 500 Milliarden Euro zur Verfügung haben soll.

Beteiligung von Privaten

Seit Monaten verhandelt der Weltbankenverband IIF mit Griechenland über einen freiwilligen Beitrag der Gläubiger. Sie sollen dem Mittelmeerstaat über einen Anleihetausch 50 Prozent der Schulden erlassen - das entspricht 100 Milliarden Euro. Insgesamt ist Griechenland bei privaten und staatlichen Gläubigern mit 350 Milliarden Euro verschuldet.

(Ag.)

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