Sparpaket: Ärztekammer warnt vor Sparen bei Gesundheit

Walter Dorner
Walter DornerHERBERT NEUBAUER
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Ärztekammer-Präsident Walter Dorner warnt davor, dass weitere Einsparungen im Gesundheitsbereich vor allem sozial Schwache treffen.

Ärztekammer-Präsident Walter Dorner warnt eindringlich vor weiteren Belastungen des Gesundheitsbereiches im Zuge des von der Regierung geplanten Sparpaketes. Die vorgesehenen Kürzungen, die von ÖVP-Seite mit 1,8 Milliarden Euro beziffert wurden, "würden in letzter Konsequenz vor allem sozial schwache Patienten treffen, die jeden Cent dreimal umdrehen müssen, ehe sie ihn ausgeben können", appellierte Dorner im Gespräch mit der APA, den humanen Aspekt stärker zu berücksichtigen.

Massive Einsparungen würden für sozial schwache Bevölkerungsgruppen das unaufhaltsame Abgleiten in die Armutsfalle bedeuten, warnte der Ärztekammer-Präsident. "Damit würde sich ein Teufelskreis bilden - arme Menschen werden nachweislich häufiger krank. Sie sind über gesundheitliche Fragen weniger gut informiert und haben einen schwereren Zugang zu einer angemessenen medizinischen Betreuung. Wegen ihrer finanziellen Situation können sie sich unter Umständen eine wichtige Behandlung nicht leisten."

Die Folgen seien Verlust des Arbeitsplatzes und Depressionen. Ein humanes, soziales und gerechtes Gesundheitssystem dürfe eine solche Entwicklung nicht zulassen. "Wir müssen uns von der Obsession befreien, dass immer und überall eingespart werden muss, wenn diese Einsparungen ganz klar zulasten der Schwächsten gehen", appellierte Dorner an die Politik.

Gleichzeitig verwies der Ärztekammer-Präsident auf große Herausforderungen, denen sich das Gesundheitswesen gegenübersehe: Neue Berufs- und Alterskrankheiten müssten bewältigt werden, eine belastende und kontraproduktive Bürokratisierung schreite beständig voran. Auch zunehmender Egoismus sei ein gesellschaftliches Problem, das sich in vielen Aspekten des täglichen Lebens bemerkbar mache. Demografische Veränderungen seien ebenfalls zu berücksichtigen. "Die Gesundheitspolitik muss diese Faktoren einbeziehen, um eine gesundheitliche Chancengleichheit zu gewährleisten. Wir dürfen nicht zulassen, dass aufgrund eines falsch verstandenen Sparzwangs eine Zwei- oder gar Mehr-Klassen-Medizin entsteht", betonte der Ärztechef.

(APA)

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