CONTRA: Warum Österreich auch sein AA+ verliert

Warum oesterreich auch sein
Warum oesterreich auch sein(c9 EPA (Oliver Berg)
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CONTRA Standard & Poor's hat den Daumen über die Kreditwürdigkeit Österreichs gesenkt. Lesen Sie hier, warum die Talsohle noch nicht erreicht ist.

Am Freitag vergangener Woche hat die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) den Daumen über Österreichs Kreditwürdigkeit gesenkt. Die Alpenrepublik hat ihre Topbonität verloren und wird nur mehr mit AA+ bewertet. Das war mehr als nur ein Warnschuss, denn eine weitere Herabstufung ist alles andere als unwahrscheinlich - zumal S&P Österreich erneut mit einem "negativen Ausblick" versehen hat. DiePresse.com hat Argumente gesammelt, warum das AA+ nur ein Zwischenschritt nach unten sein könnte.

S&P begründet das damit, dass sie glaubt, dass eine Chance von zumindest 1:3 besteht, dass das Rating schon heuer oder 2013 weiter nach unten gesetzt wird. Vor allem dann, wenn die allgemeine Nettostaatsverschuldung auf über 80 Prozent steigt. Dann müsste die Regierung österreichischen Banken mehr Geld borgen.

Zeichen stehen auf weitere Herabstufung

Die Ausgangslage ist alles andere als viel versprechend. Österreich sitzt auf einem Schuldenberg von 218 Milliarden Euro. Das entspricht 75 Prozent des Bruttonationalprodukts. Rechnet man da all die ausgelagerten Schulden (ÖBB, Asfinag & Co,) mit hinein, übersteigt die Schuldenlast bereits jetzt 80 Prozent der Wirtschaftsleistung. Eine Trendwende soll es nach Regierungsplänen erst ab 2014 geben. Das widerspricht dem im S&P-Abschlussbericht geforderten raschen Schuldenabbau.

Im folgenden vier gewichtige Gründe, warum Österreich geradewegs auf eine weitere Rating-Herabstufung zusteuert:

  • Steigende Zinslast

Bis 2015 muss Österreich Schulden im Volumen von rund 100 Milliarden Euro refinanzieren. Für zehnjährige Staatsanleihen muss der Staat momentan Zinsen von knapp über drei Prozent bieten (Deutschland: 1,75 Prozent). Würde Österreich ähnlich vertrauenswürdig wie Deutschland eingestuft werden, könnte es sich so in den nächsten drei Jahren mehr als eine Milliarde Euro sparen - nur für die Zinsen. Dieses Modell geht aber nur von gleichbleibenden Zinsen aus. Sollten diese steigen, würde sich die Refinanzierung verteuern.

  • Der Schuldenbremsen-Flop

Eine in der Verfassung verankerte Schuldenbremse könnte helfen, Investoren zu überzeugen, dass Österreich seine Schulden auch in Zukunft zurückzahlen kann. Das hat auch die Ratingagentur Moody's betont. Ein maximales Budgetdefizit von 0,35 Prozent sei erforderlich, um die Top-Bonität zu erhalten. Die Umsetzung einer in der Verfassung verankerten Schuldenbremse scheint aber in weite Ferne gerückt - auch nach der aktuellen Herabstufung. Erst am Dienstag tat die Regierung kund, dass sie kaum mehr Chancen sieht, eine der Oppositionsparteien für eine Schuldenbremse zu gewinnen.

  • Problemzone Osteuropa

Zwar hat Erste Bank-Chef Andreas Treichl erst am Mittwoch betont, dass sein Institut auch einen am Beispiel Griechenland orientierten Schuldenschnitt Ungarns verdauen könnte (mehr dazu...). Tatsächlich haben Österreichs Banken in Osteuropa viele Kredite vergeben - oft ohne ausreichende Sicherheiten. Angesichts der sich eintrübenden Wirtschaftslage besonders in Ungarn und Rumänien könnte sich dieses einträgliche Geschäft der Vergangenheit aber als Boomerang erweisen. S&P vermutet daher, dass der Staat rettend einspringen würde, wenn Systembanken wie Erste Bank, Bank Austria oder Raiffeisen die Pleite drohe. Die sofortige Folge: Ein Ansteigen der Staatsschulden auf über 80 Prozent der Wirtschaftsleistung - und damit nach Definition von S&P ein Grund für eine weitere Herabstufung.

  • Problemzone Italien

Geht es nach der österreichischen Bundesregierung, ist die Triple-A-Herabstufung vorwiegend auf externe Faktoren zurückzuführen. Neben den Risiken in Osteuropa wurde auch auf jene in Italien verwiesen. Hier ist es vor allem die Bank Austria-Mutter UniCredit, die für Probleme sorgt. Die Bank hatte zuletzt Schwierigkeiten, sich frisches Kapital zu beschaffen. Vor einer Woche musste das italienische Geldinstitut gar den größten Kurssturz der vergangenen 25 Jahre hinnehmen. Die Aktie verbilligte sich binnen einer Woche um 40 Prozent. Zudem sitzt das Institut auf Staatsanleihen im Volumen von 89,4 Milliarden Euro. 38,8 Milliarden Euro stammen allein aus Italien.

>> PRO: Warum Österreich sein AAA zurückerobert

(phu)

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