Streit um EU-Ratingregeln

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Geplante EU-Ratingagentur droht an den EU-Plänen zur Regulierung der Ratings zu scheitern. Sie soll von einer nicht gewinnorientierten Stiftung betrieben werden, in die Banken und Versicherungen einzahlen.

Wien/Jil/Ag. Es waren die Hilferufe hochrangiger EU-Funktionäre, die die deutsche Unternehmensberatung Roland Berger vor mehr als einem Jahr dazu veranlasst haben, das Projekt „Europäische Ratingagentur“ anzugehen. Das Konzept ist inzwischen fertig. Schon im Sommer dieses Jahres könnte eine solche „europäische“ Agentur an den Start gehen. Betrieben von einer nicht gewinnorientierten Stiftung, in die Banken und Versicherungen einzahlen sollen.

Aber jetzt droht dieses Vorhaben ausgerechnet an den EU-Plänen zur Regulierung der Ratingagenturen zu scheitern. Kritisch sieht Roland Berger vor allem das geplante „Rotationsprinzip“ sowie das Vorhaben, der Wertpapieraufsicht EMSA stärkeren Einfluss auf die Bewertungsmethoden der Ratingagenturen zu geben. Die Rotationspläne sehen vor, dass eine Agentur maximal drei Jahre am Stück die Papiere eines Unternehmens oder eines Staates prüfen darf. „In einem sehr engen Markt, in dem drei Teilnehmer 96 Prozent Weltmarktanteil haben, würde eine Rotation quasi dazu führen, dass das Monopol nur zementiert wird“, sagte Markus Krall, Partner bei Roland Berger.

Er glaube außerdem nicht, dass ein Regulator in der Lage sei, die Methodik „als Richter oder als Schiedsrichter“ zu bewerten, sagte Krall.

Wann die Europäische Ratingagentur nun konkret starten soll, bleibt unklar. „Mit viel Glück“ werde sie Anfang 2013 ihre ersten Ratings erstellen, sagte Krall. Derzeit sucht man nach Investoren für die geplante Stiftung. Für den Anfang werde man rund 300 Mio. Euro benötigen. Bisher beherrschen die drei US-Unternehmen Standard & Poor's, Moody's und Fitch den Markt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.01.2012)

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