In Kairo protestierten zehntausende Demonstranten bis spät in die Nacht gegen die Staatsmedien und den herrschenden Militärrat. Aktivisten berichten von sexuellen Übergriffen auf mehrere Frauen.
Zur Feier des ersten Jahrestages des Beginns der Massenproteste gegen das Regime haben zehntausende Ägypter auf dem Tahrir-Platz an der Kundgebung zur "Revolution des 25. Jänner" teilgenommen. Doch die anfangs friedlichen Demonstrationen eskalierten am Mittwochabend. Mehrere Aktivisten berichteten via dem Kurznachrichtendienst Twitter von sexuellen Übergriffen auf mehrere Frauen. Eine Ausländerin sei entkleidet und fast vergewaltigt worden. Schließlich habe man sie in einem Krankenwagen weggebracht, berichtete das Ö1-"Morgenjournal" am Donnerstag.
Meldungen über sexuelle Belästigung hatte es bereits vor einem Jahr gegeben, als die Proteste, die zum Sturz von Präsident Hosni Mubarak geführt hatten, begannen.
In der Nacht auf Donnerstag hieß es weiter, die Demonstranten wollten ihre Proteste am Tahrir-Platz so lange fortsetzen, bis der regierende Militärrat seine Macht an eine zivile Regierung übergibt. "Es wird ein Sit-in geben, so lange bis sie gehen. Sie sollen endlich gehen", erklärte Alaa Abdel Fattah, ein bekannter Blogger vor hunderten Demonstranten. Am Freitag soll es neuerliche Kundgebungen geben, berichtete der Sender "BBC".
Der Militärrat gilt auch ein Jahr nach dem Sturz von Mubarak als der entscheidende Faktor in Ägyptens Politik, auch wenn die Generäle versprechen, ihre Macht nach den Präsidentenwahlen im Juni teilweise aufzugeben. Viele Aktivisten sehen darin einen Verrat an der Revolution gegen das zuvor herrschende Regime.
(Ag./Red.)