Moody's senkt Ausblick für Österreich

Moodys senkt Ausblick fuer
Moodys senkt Ausblick fuer(c) AP (Mark Lennihan)
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Laut „Presse“-Informationen hat Moody's eine Neubewertung von Österreich vorgenommen. Experten planen zwar die Spitzenbonität des Landes zu bestätigen, der Ausblick soll aber auf „negativ“ gesenkt werden.

Wien/Höll. Am Freitag präsentierte die Regierung ein Belastungs- und Einparungspaket. Mit den geplanten Maßnahmen hoffen die Spitzenpolitiker von SPÖ und ÖVP, die höchste Bonitätsstufe für Österreich zurückerobern zu können. Mitte Jänner hatte die US-Agentur Standard & Poor's als erste der drei großen Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit des Landes von „AAA“ um eine Stufe auf „AA+“ herabgestuft. Als Gründe nannten die Analysten unter anderem die Schuldenkrise sowie die schwierige wirtschaftliche Lage in den Nachbarländern Ungarn und Italien.

Laut „Presse“-Informationen hat die Agentur Moody's eine Neubewertung von Österreich vorgenommen. Dem Vernehmen nach planen die Experten zwar, die Spitzenbonität des Landes zu bestätigen, allerdings soll der Ausblick auf „negativ“ gesenkt werden. Dies bedeutet, dass es innerhalb einer bestimmten Frist – oft sind es 90 Tage – zu einer Herabstufung kommen kann. Zu Redaktionsschluss dieser Ausgabe lag das Ergebnis der Analyse noch nicht vor. Die Veröffentlichung von Ratingberichten gilt als heikel. Um Insiderinformationen auszuschließen, werden die Einstufungen von Staaten im Regelfall nach 22 Uhr veröffentlicht, wenn auch die US-Börsen geschlossen haben. Sickern Daten vorzeitig durch, werden Berichte zurückgehalten.

Österreich wieder im Fokus

Überraschend dabei ist, dass Moody's Österreich schon wieder unter die Lupe nimmt. Die US-Agentur veröffentlichte erst am 23.Dezember 2011 ihre letzte Einschätzung. Damals wurde die Bestnote für Österreichs Staatsanleihen bestätigt – mit stabilem Ausblick. Insofern wäre eine nun vorgenommene Senkung des Ausblicks auf „negativ“ eine Verschlechterung.

Allerdings soll sich Moody's im aktuellen Bericht noch nicht mit dem jüngst vorgestellten Belastungs- und Sparpaket auseinandergesetzt haben, wie in Finanzkreisen zu hören ist. Moody's dürfte jedenfalls mehr von Österreich halten als Standard & Poor's. Letztere hatte im Jänner gleich neun Euroländer herabgestuft. Neben Österreich verlor auch Frankreich die Spitzenbonität. Italien, Spanien, Portugal und Zypern fielen um zwei Stufen zurück, Malta, Slowakei und Slowenien um eine. Deutschland behielt sein Spitzenrating. Eine schlechtere Einstufung bei der Kreditwürdigkeit bedeutet in der Regel, dass Staaten an den Finanzmärkten höhere Zinsen für neue Kredite bezahlen müssen.

In einem Punkt sind sich Moody's und Standard & Poor's jedoch einig: Als höchstes Einzelrisiko für die Finanzstabilität Österreichs sehen sie das Engagement der Banken in Osteuropa. Raiffeisen, Erste Bank und Bank Austria sind in der Region Marktführer. Bei einer verschlechternden Wirtschaftslage könnte ein Teil der dort vergebenen Kredite uneinbringlich sein. Standard & Poor's warnt, dass Österreich bei einem weiteren Kapitalbedarf der Banken erneut herabgestuft werden kann.

Als Vorteile von Österreich nennen beide Agenturen die „gut ausgebildeten Arbeitskräfte“ sowie den „kompetitiven Exportsektor“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.02.2012)

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