62 Verletzte: Entwarnung nach Ammoniakaustritt in Wien

AMMONIAK-AUSTRITT IN WIEN
AMMONIAK-AUSTRITT IN WIEN(c) APA/Philipp Schalber (Philipp Schalber)
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Das Leck in einer Kühlfirma neben der Arena Wien ist geschlossen, sagt die Feuerwehr. Zahlreiche Straßen und die U3 wurden gesperrt. Per Lautsprecher wurde die Bevölkerung aufgefordert, ihre Fenster geschlossen zu halten.

Bei einer Kühlfirma neben dem Veranstaltungsgelände Arena in Wien-Landstraße ist am Dienstagnachmittag Ammoniak ausgetreten. Gegen 20.45 Uhr gab die Feuerwehr Entwarnung: "Die Lage ist stabil, das Leck geschlossen", sagte Branddirektor Gerald Hillinger. Techniker der Firma und Experten der Feuerwehr hatten das Leck repariert. Der Grund für den Gasaustritt ist noch nicht bekannt.

"Anrainer haben über Augenschmerzen und Atemprobleme geklagt", sagte ein Sprecher der Feuerwehr gegen 19 Uhr. 62 Personen wurden leicht verletzt, 50 Personen mussten in Krankenhäuser gebracht werden, zwölf wurden ambulant versorgt. Am Dienstagabend war die Rettung noch von 39 Verletzten ausgegangen. Per Lautsprecher wurden die Menschen im Umkreis von einem Kilometer aufgefordert, ihre Fenster geschlossen zu halten und in den Wohnungen bleiben.

Zu dem Zwischenfall war es in einer Großkühlanlage eines Kühlhauses in der Baumgasse gekommen. Die Feuerwehr hat Alarmstufe zwei ausgerufen, das bedeutet, dass es sich um einen örtlichen Chemieunfall handelt. Auch ein Katastrophenzug der Wiener Rettung ist ausgerückt.

U3 teilweise eingestellt

Die Polizei hat Straßen rund um den Einsatzort in der Baumgasse 80 abgesperrt. Betroffen waren die Baumgasse ab der Schlachthausgasse, die Erdbergstraße ab Schlachthausgasse, die Litfaßstraße ab Rennweg/Simmeringer Hauptstraße und der Franzosengraben ab Erdbergstraße. Die Wiener Linien haben den Betrieb der U3 zwischen Kardinal-Nagl-Platz und Simmering eingestellt. Auch der Betrieb der Straßenbahnlinie 18 war betroffen. Taxis waren äußerst schwierig zu bekommen.

Ein Konzert der Band Eisbrecher in der Arena wurde abgesagt, das nahe Etap-Hotel auf dem Franzosengraben geräumt, die evakuierten Gäste in anderen Häusern untergebracht. Nach Ende der Vorstellung des Musicals "Cats" im Zelt auf dem Medienareal Neu Marx sorgten Einsatzkräfte für eine rasche Abreise der Besucher.

"Hustenanfälle und Tränenfluss"

"Ammoniak führt schon bei geringem Kontakt mit den Schleimhäuten zu Hustenanfällen und Tränenfluss", erklärte Dieter Sebald, interimistischer ärztlicher Leiter bei der Wiener Rettung. Man könne die Symptome aber gut behandeln, die Helfer an Ort und Stelle hätten über ausreichende Medikamente verfügt. Allerdings: Bei ein "paar Atemzügen zu viel" können auch - durchaus behandelbare - Spätfolgen "wie das gefürchtete toxische Lungenödem" auftreten. "Betroffene werden deshalb zur Sicherheit 24 Stunden lang im Krankenhaus unter Beobachtung gestellt", führte Sebald aus.

Besonders gefährdet sind Kleinkinder, ältere Personen oder etwa Menschen mit grippalen Infekten. Der Mediziner riet Anrainern, die Fenster über Nacht weiter geschlossen zu halten. "Die Konzentration verdünnt sich mit der Entfernung", so der Arzt.

"Außerhalb des Einsatzortes ist keine Gefährdung gegeben, jedoch muss mit Geruchsbelästigung gerechnet werden", teilte die Feuerwehr in den späten Abendstunden mit. Größere Unternehmen wurden gebeten, Lüftungsanlagen auszuschalten.

Ammoniak

Ammoniak, oder NH3, ist ein farbloses Gas mit stechendem Geruch. Wenn Menschen es einatmen, kommt es zu Reizungen der Atemwegen, in höherer Konzentration kann es zu Verätzungen, Erstickungsanfällen und Lungenödemen kommen. In der Natur entsteht das Gas laut der Homepage ammoniak.org nur in kleineren Menngen durch Zerfallsprozesse in Laub oder Tierkot. Ammoniak ist allerdings eine der meistproduzierten Chemikalien der Welt. Mehr Infos ...

(APA/Red.)

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