Nabucco könnte „fusioniert“ werden

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Die Türkei will einen Zusammenschluss mit einem türkisch-aserischen Pipelineprojekt. Ohne eine Zusage aus Aserbaidschan droht dem Nabucco-Konsortium ein Scheitern.

Wien/Ag./Jaz. Es könnte die Rettung für die Gaspipeline Nabucco sein, deren Chancen auf Realisierung in jüngster Zeit immer geringer zu werden schienen: So gibt es nach Aussagen des türkischen Energieministers, Taner Yildiz, Pläne, Nabucco mit der türkisch-aserischen Trans-Anatolien-Pipeline (Tanap) zu „fusionieren“. Die Tanap würde demnach Gas aus Aserbaidschan bis in die Westtürkei bringen, Nabucco den Weg von Bulgarien bis Mitteleuropa übernehmen.

Für Nabucco wäre diese Lösung ein Vorteil, da Tanap die garantierte Zusage der staatlichen aserischen Ölgesellschaft (Socar) für Gaslieferungen hat, so Yildiz weiter. Bisher wartet das Nabucco-Konsortium unter Führung der heimischen OMV vergeblich auf eine solche Zusage aus Aserbaidschan. So will Socar die Entscheidung, wer das Gas aus dem großen Gasfeld „Shah Deniz2“ nach Europa liefern darf, erst im kommenden Jahr bekannt geben. Für sämtliche in der Region geplanten Pipelineprojekte ist dieser Zuschlag entscheidend.

EU-Regeln als Problem

Ohne eine Zusage aus Aserbaidschan droht dem Nabucco-Konsortium ein Scheitern. So kündigte die deutsche RWE bereits an, Interesse an einem Einstieg bei Tanap zu haben. Und die türkische Botas ist bereits in beiden Projekten vertreten.

Nabucco hat bislang vor allem noch die Unterstützung der EU, die mit der Pipeline unabhängiger von Gaslieferungen aus Russland werden will. Die EU-Regeln dürften jedoch auch ein Grund für die Probleme von Nabucco sein. So verlangt die Union, dass ein großer Teil der Kapazität frei ausgeschrieben werden muss – eine Regel, der man sich in der Türkei und Aserbaidschan nicht unterwerfen will. Eine Kooperation zwischen Nabucco und Tanap ab der EU-Außengrenze würde dieses Problem lösen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.02.2012)

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