Nach 530-Mrd.-Geldflut: Banken horten Geld bei EZB

Bankeinlagen sprangen Rekordhoch
Bankeinlagen sprangen Rekordhoch(c) AP (Torsten Silz)
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Am Mittwoch flutete die EZB die Banken mit Geld. Dieses parken die Banken nun wieder massiv bei der EZB. Die Übernacht-Einlagen steigen um mehr als 300 Milliarden auf 776,9 Milliarden Euro.

Die eintägigen Einlagen der Geschäftsbanken bei der Europäischen Zentralbank (EZB) sind zum Ende der Woche auf einen Rekordwert gesprungen. Die Übernacht-Einlagen stiegen am Freitag um mehr als 300 Milliarden Euro auf 776,9 Milliarden Euro, wie die EZB in Frankfurt mitteilte. Der letzte Höchststand mit rund 528 Milliarden Euro war Mitte Jänner. Die eintägigen Einlagen der Geldhäuser bei der EZB spiegeln auch das Misstrauen der Banken untereinander wider. Händler bezeichneten den Anstieg als nicht überraschend. "Der reine Liquiditätsbedarf der Banken ist inzwischen übererfüllt", sagte ein Geldmarkthändler. "Das Problem ist, dass das Geld nicht von A nach B kommt. Es hakt an der Umverteilung."

Auslöser des Sprungs der Bankeinlagen dürfte die jüngste Geldzuteilung der EZB sein. Am Mittwoch hatte sie 800 Banken den rekordhohen Betrag von knapp 530 Milliarden Euro für drei Jahre zum niedrigen Zinssatz von einem Prozent zur Verfügung gestellt. "Dass so viele Banken sich dieses Mal beteiligt haben, liegt daran, dass es vermutlich die letzte Gelegenheit war, sich für so lange Zeit billig Geld zu ziehen", sagte ein Händler, wie "DiePresse.com" vor zwei Tagen berichtete. Ein Teil dieses Geldes, das die Banken nicht unmittelbar benötigen, parken sie nun über Nacht gegen einen Minizins von aktuell 0,25 Prozent bei der Notenbank. "Das Geld muss ja erst einmal irgendwo geparkt werden, bevor es umverteilt wird", gab ein weiterer Händler zu bedenken.

Banken nutzen Geld für eigene Sicherheit

Bereits im Dezember des vergangenen Jahres hatten sich 523 Banken zusammen 489 Milliarden Euro von der EZB geliehen. Der Nettoeffekt war laut "n-tv" jedoch gering, weil viele Banken kurzfristige EZB-Kredite durch das dreijährige Geschäft ersetzten. Analysten kalkulierten, dass der Nettoeffekt damals bei gut 200 Milliarden Euro lag.

Und der Dezember-Tender zeigt: Die Banken nutzen das Geld auch für die eigene Sicherheit, um nicht nur in Staatsanleihen zu investieren, wie die "Süddeutsche Zeitung" schreibt. Denn manchen Geldinstituten ist das Risiko in der Euro-Schuldenkrise weiter zu groß. Andere Banken wiederum zahlen mit dem Geld eigene Schulden ab. Mit dem Rekordhoch bei den Übernacht-Einlagen dürfte sich auch die Schätzung bestätigen, dass nur die Hälfte der 530 Milliarden netto in die Finanzwelt fließen werde.

Angstkasse als Krisenindikator

Eigentlich will die EZB mit der Geldspritze eine Kreditklemme verhindern. Die europäischen Banken stehen vor einer gigantischen Refinanzierungswelle und müssen in diesem Jahr hunderte Milliarden an Schulden zurückzahlen. Die EZB fürchtet, dass die Geldhäuser deshalb weniger Darlehen an Unternehmen ausreichen und damit die Wirtschaftskrise verschärfen. Der dreijährige Notenbankkredit soll ihnen Planungssicherheit bieten und eine Kreditklemme abwenden.

Die Banken müssen das Geld laut "Welt" jeweils abends bis kurz nach 18 Uhr bei der EZB einzahlen. Am folgenden Morgen bekommen sie es zum Handelsstart wieder. Die Einlagen dieser sogenannten "Vorsichts" - oder Angstkasse" gelten als Misstrauens- und Krisenindikator. Denn Geld, das die Banken bei der EZB parken, ist nicht sehr produktiv angelegt. Die Konditionen sind ungünstig, aber das Risiko gering. In normalen Zeiten leihen sich die Banken das Geld gegenseitig und erzielen höhere Zinsen.

(Ag.)

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