Papst Benedikt XVI. im Reich der Castros

(c) APA (Robert Jaeger)
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14 Jahre nach dem Sensationsbesuch von Johannes Paul II. begibt sich sein Nachfolger Papst Benedikt XVI auf die Spuren des Vielflieger-Papstes. Seither hat sich auf der Zuckerinsel Kuba einiges verändert.

Rom. Mitte April feiert Benedikt XVI. seinen 85. Geburtstag, er wird dann sieben Jahre Papst sein. An seinem Gesundheitszustand, so sagt Vatikansprecher Federico Lombardi, bestehe aber kein Zweifel: „Die lange und schwere Fahrt nach Mexiko und Kuba, die er sich jetzt wieder antut, ist dafür der beste Beweis.“

Am 23. März bricht Benedikt zu seiner 23. Auslandsreise auf – in sein 23. und 24. „neues“ Land. In Mexiko hat es sein Stab sogar geschafft, einen Ort zu finden, an dem der Vielflieger Johannes Paul II. trotz seiner fünf Besuche  in diesem Land noch nicht war. Nach vatikanischer und „volksfrommer“ Zählung kam Johannes Paul II. sogar sechsmal nach Mexiko: Das letzte Mal allerdings nur in Gestalt einer durchs Land tourenden Blutreliquie.

Weil man Benedikt die Strapazen der Hauptstadt doch nicht mehr zumuten will – Mexico-City liegt auf 2300 Meter Meereshöhe –, ihn die Mexikaner aber unbedingt haben wollen, besucht der Papst die Stadt Guanajuato, das geografische Zentrum des Landes und zugleich der Ort, an dem der Staat Mexiko unlängst das 200. Jubiläum seiner Unabhängigkeit gefeiert hat. Ein in der Gegend erst vor Kurzem auf den Plan getretenes Drogenkartell namens „Tempelritter“ hat für die Dauer des Papstbesuches einen Gewaltverzicht erklärt.

Das Programm trägt dem Alter Benedikts Rechnung: Es besteht – nach 14 Stunden Flug und einem Ruhetag – praktisch nur aus einer großen Messe vor dem Volk und einem Vespergottesdienst mit den Bischöfen. Kommenden Montag sitzt Benedikt dann ohnehin schon wieder im Flugzeug: 14 Jahre nach dem ersten, dem historischen Besuch eines Papstes auf Kuba, wird nun auch Benedikt XVI. für zweieinhalb Tage im Castro-kommunistischen Inselreich erwartet.

„Christliche Insel“

„Möge sich Kuba der Welt, und die Welt sich Kuba öffnen!“, hat Johannes Paul II. im Januar 1998 bei seiner öffentlichen Predigt ausgerufen. Gefordert hat er auch Religionsfreiheit „auf dieser in ihren Wurzeln christlichen Insel“, und die zähen politischen Verhandlungen mit Revolutionsführer Fidel Castro vor der Papstreise haben immerhin zur Freilassung einiger Dissidenten geführt. Das vom Papst angeprangerte US-Embargo gegen Kuba gilt immer noch – wenn auch in abgeschwächter Form, seit Barack Obama im Weißen Haus sitzt. Die Zahl der politischen Gefangenen ist deutlich geringer geworden, insbesondere seit Raúl Castro seinen kranken Bruder Fidel als Machthaber abgelöst hat. Zuletzt hat er einen Straferlass für 3000 Inhaftierte verkündet.

So etwas sei zwar „gängige Praxis“ und „keineswegs ein politischer Akt“, erklärt Eduardo Delgado Bermúdez, Botschafter Kubas beim Heiligen Stuhl, aber man dürfe es „im Vorfeld des Papstbesuchs als humanitäre Geste guten Willens“ betrachten.

Von gutem Willen zeugen indes nicht alle Gesten des Regimes: So wurden am Sonntag etwa 50 „Damen in Weiß“ festgenommen. Die Gruppe von Angehörigen politischer Häftlinge veranstaltet seit neun Jahren nach dem Sonntagsgottesdienst Protestmärsche. Die meisten waren am Montag wieder auf freiem Fuß.

Treffen mit Fidel möglich

Die katholische Kirche hat seit dem Besuch Johannes Pauls II. entschieden mehr Freiraum. Zwei große Messen wird Benedikt XVI. auf der Insel halten, die eine in Santiago, die andere auf der „Plaza de la Revolución“, mitten in Havanna, die laut Vatikan-Sprecher Lombardi 650.000 Menschen fasst.

Mit Dissidenten, sagte Lombardi, werde sich Benedikt XVI. wohl nicht treffen. Eine Begegnung mit Fidel Castro hingegen ist möglich, wenn sie auch nicht im offiziellen Reiseprogramm aufscheint. Sie hängt wohl am ehesten vom Gesundheitszustand des Revolutionsführers ab, der mit gut 85 Jahren in dieselbe Altersklasse fällt wie Benedikt XVI.

Auf einen Blick

Papst Benedikt XVI. bricht am Freitag zu einer Lateinamerikareise auf. Nach einem Besuch im tief katholischen Mexiko reist der Papst weiter ins kommunistische Kuba. Ein Besuch seines Vorgängers Johannes Paul II. auf der Karibikinsel hat vor 14 Jahren für großes Aufsehen gesorgt. Ob Benedikt – so wie damals Johannes Paul – auch mit Revolutionsführer a. D. Fidel Castro zusammentreffen wird, ist noch unklar.

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