Telekom: Eine "Geldmaschine" für Manager

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A1 Telekom(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Auch Abseits der Affäre um Geldflüsse an Politiker gab es Scheingeschäfte in Millionenhöhe – etwa im Marketing- und Immobilienbereich.

Jahrelang hat der PR-Mann Peter Hochegger mit den Telekom-Managern Rudolf Fischer und Gernot Schieszler die Telekom Austria (TA) als „Bankomat" benützt, um über Scheingeschäfte Millionen an Politiker und Parteien zu verteilen. Das „System Telekom" zählt inzwischen zu den größten Wirtschaftsfällen der Justiz und beschäftigt auch den parlamentarischen U-Ausschuss. Der Kreis der Beschuldigten, für die alle die Unschuldsvermutung gilt, ist weit über das Trio hinausgewachsen.

Der Korruptionsskandal führte aber auch dazu, dass die interne Revision der TA den ganzen Konzern auseinander nimmt. Mit Erfolg: Die Ermittler finden ununterbrochen dubiose „Geschäfte" abseits von Hochegger, Fischer und Schieszler, die höchstwahrscheinlich ohne Korruptionsaffäre nie aufgeflogen wären.

Zwei Fälle - im Immobilien und im Marketingbereich - stechen durch ihre Brisanz hervor, die Justiz ermittelt. Die TA hat sich nun als Privatbeteiligte auch diesen Strafverfahren angeschlossen und fordert Schadenersatz von in Summe knapp zwei Mio. Euro. Womit die Schadenersatzforderungen der TA gegenüber ehemaligen Managern in Summe schon weit über 20 Mio. Euro liegen, wie TA-Sprecher Alexander Kleedorfer der „Presse" bestätigt.

► Der frühere Telekom-Manager Erich Zanoni, der ab Mai 2008 Chef des gesamten Immobilienmanagements, der technischen Gebäudeausrüstung, des Arbeitnehmerschutzes sowie sämtliche Sicherheits- und internen Dienste der TA verantwortlich war, soll diese Position zu seinem eigenen Vorteil ausgenützt haben. Ihm wird wettbewerbsbeschränkende Absprache bei Vergabeverfahren, Geschenkannahme und Untreue vorgeworfen. Die TA selbst spricht in ihrer Sachverhaltsdarstellung von Untreue und Betrug.

Zanoni soll etwa Liegenschaften zu billig verkauft und damit Konzernvermögen geschmälert haben. Außerdem soll er auch Baufirmen auf Rechnung der TA bei Arbeiten an seiner Privatvilla eingesetzt haben. Der ihm vorgeworfene Schaden beträgt 1,35 Mio. Euro.

► Der zweite Fall ist nicht minder spektakulär. Es geht um den ehemaligen Marketingmanager der TA-Festnetzgesellschaft, Stefan Tweraser. Ihm wird vorgeworfen, 585.600 Euro veruntreut zu haben. Und das kam so: Die Werbeagentur Euro RSCG, die jahrelang für die Festnetzsparte tätig war, hat der TA am 20. Juni 2007 eine Rechnung über 585.600 Euro gelegt (die „Presse" berichtete exklusiv am 4. Oktober 2011). Das Geld, das von Tweraser und Schieszler genehmigt wurde, floss offiziell für ein strategisches Konzept für den Sponsoring-Auftritt der Telekom im Rahmen der Fußball-Europameisterschaft 2008.

Keine nachvollziehbare Leistung

Die TA war zwar einer der Großsponsoren der „Euro 2008". Allerdings fand die Konzern-Revision „keine nachvollziehbare Leistung" - weder direkt noch indirekt. Vermutet wird, dass das Geld, oder zumindest Teile, in die TA zurückflossen. Der damalige RSCG-Geschäftsführer Gustav Eder-Neuhauser hatte im Oktober ein Naheverhältnis zu Schieszler dementiert, die Bekanntschaft aber nicht in Abrede gestellt. Die RSCG verlor Anfang 2011 den lukrativen Kunden, als Festnetz und Mobilfunk fusioniert worden sind.

Für Zanoni und Twearser gilt die Unschuldsvermutung. Beide sind nicht mehr bei der TA tätig und waren für die „Presse" nicht erreichbar. Tweraser ist Chef von Google Deutschland und besitzt hierzulande die „Gekko Vermögensverwaltung". Interessantes Detail: Tweraser war 2007/08 auch Geschäftsführer jener „Omnimedia Werbegesellschaft", die nun von Michael Fischer geleitet wird. Fischer war bei der TA für Public Affairs zuständig und wurde Mitte Februar beurlaubt. Der einstige ÖVP-Direktor ist wegen der Telekom-Affäre und Geldflüssen zur ÖVP mehrfach unter Beschuss.

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