Der Vorstoß von Buchautor Andreas Salcher, den Unterrichtsbeginn auf neun Uhr zu verschieben, ruft geteilte Meinungen hervor. Von den Verkehrsbetrieben bis zu den Landesschulratspräsidenten wollen alle mitreden.
Eltern, Lehrer, Gesetzgeber - und Verkehrsbetriebe: Viele wollen und sollen mitreden, wenn es darum geht, ob der Unterrichtsbeginn an Österreichs Schulen um eine Stunde auf 9 Uhr nach hinten verschoben werden sollte. Buchautor Andreas Salcher hatte das in Hinblick auf die schlechtere Leistungsfähigkeit der Schüler zu früher Stunde in seinem Buch "Ich habe es nicht gewusst" gefordert. Während Lehrervertreter und die Kinderfreunde dem Vorschlag einiges abgewinnen können und das Unterrichtsministerium die Schulpartner diskutieren lassen will, sind Vertreter aus den Ländern gespalten.
So ist der spätere Schulbeginn laut Tirols Landesschulratspräsident Hans Lintner "völlig unrealistisch und abzulehnen". "Einen späteren Start gibt es auch in der realen Arbeitswelt nicht", so Lintner gegenüber der "Tiroler Tageszeitung". Kein Problem - zumindest aus schulischer Sicht - sieht hingegen sein oberösterreichischer Kollege Fritz Enzenhofer. Wenn man jene befragt, die am betroffensten sind, nämlich die Eltern, falle die Entscheidung leichter, so Enzenhofer bei einer Pressekonferenz am Freitag in Linz. In Oberösterreich gebe es bereits jetzt Frühbetreuung ab 7.30 Uhr. Da müsse der Gesetzgeber schauen, ob er das Geld für den Ausbau bis zum Unterricht ab 9 Uhr habe.
Der Kärntner Bildungsreferent Uwe Scheuch (FPK) kann sich einen flexibleren Unterrichtsbeginn "verbunden mit der Beibehaltung der derzeitigen Schulöffnungszeiten" vorstellen, was Wiens Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl (SPÖ) jedoch ausschließt. Sie betonte, dass die Frühaufsicht von 7 bis 8 in Wien bereits sehr stark in Anspruch genommen wird und "der Zeitraum zur Überbrückung" bei Unterrichtsbeginn um 9 Uhr noch größer wäre. Die Debatte sei daher ein reines "Bobo-Thema".
Auch Verkehrsbetriebe wollen mitreden
BZÖ-Bildungssprecherin Ursula Haubner forderte aufgrund regional unterschiedlicher Voraussetzungen, die Schulen autonom entscheiden zu lassen, während die Interessensgemeinschaft Österreichischer Verkehrsbünde mahnte, den Unterrichtsbeginn mit den Öffis abzustimmen. Die aktuelle Diskussion "sollte unbedingt dazu genutzt werden, die Schulbeginn- und Schulschlusszeiten mit den Fahrplänen der öffentlichen Verkehrsmittel abzustimmen", so die Verkehrsbünde in einer Aussendung. Nur so könne eine "für die Verkehrsunternehmen kostengünstige und für die Schülerinnen und Schüler komfortable Hin-und Rückfahrt von und zur Schule gewährleistet werden".
(APA)