AUA ist startklar für Tyrolean-Umstieg

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startklar fuer TyroleanUmstieg(c) APA (ROBERT PARIGGER)
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Am Donnerstag beschließt der Aufsichtsrat den "Plan B" - außer der Bordbetriebsrat lenkt in letzter Minute ein. Schon 50 Piloten gehen mit "Golden Handshake".

Wien. Nach dem heftigen Schlagabtausch der vergangenen Wochen herrscht derzeit Ruhe vor dem Sturm: Am Donnerstag will der AUA-Aufsichtsrat nach mehrmaligem Aufschub endlich Nägel mit Köpfen machen. Die Tagesordnung besteht nur aus einem Punkt, dem angedrohten „Plan B“ als Alternative zu einem kostengünstigeren Kollektivvertrag (KV) für das AUA-Bordpersonal: der Beschluss des Betriebsübergangs auf die AUA-eigene Regionaltochter Tyrolean mit deren um rund 25 Prozent günstigerem KV.

Dass es doch zu einer Einigung mit dem Bordbetriebsrat und der für die Luftfahrt zuständigen Gewerkschaft Vida kommt, wird immer unwahrscheinlicher, weil auch keine weiteren Gesprächstermine angesetzt sind, heißt es in Verhandlerkreisen. Angesichts der Tatsache, dass die AUA-Führung ihr Ultimatum für eine Einigung seit Ende Februar schon dreimal verschoben habe, sei jedoch alles möglich. Sollte Bordbetriebsratschef Karl Minhard in letzter Minute einlenken, könnte es einen weiteren Aufschub geben.

Albrecht und AUA-Aufsichtsratschef Stefan Lauer stehen allerdings unter Druck: Das teure Kerosin, die Flugticketsteuer und die Einbeziehung der europäischen Luftfahrt in den Emissionshandel belasten die AUA allein im ersten Quartal mit 28 Mio. Euro. Rote Zahlen sind daher auch im Gesamtjahr 2012 wieder sehr wahrscheinlich. Je später das von Albrecht aufgesetzte Sparpaket von in Summe 260 Mio. Euro greift, desto tiefer droht die AUA in die Verlustzone zu rutschen. Was die Konzernmutter Lufthansa wenig goutiert, kämpft sie doch selbst gegen diese Belastungen.

Führungskräfte werden getestet

Für die Tyrolean-Variante spricht auch, dass Albrecht alle Mitarbeiter der ersten und zweiten Führungsebene einem Assessment unterziehen lässt. Das ist ein Personalbewertungs- und -auswahlverfahren. Der AUA-Chef hat nie ein Hehl daraus gemacht, dass es im Fall des Betriebsübergangs zu einer Personalreduktion in der Verwaltung der Fluglinie kommen werde.

Minhard und die Gewerkschaft Vida dürften daher eher ihren „Plan B“ ziehen: Das ist eine Reihe von Klagen gegen den Betriebsübergang. Die Arbeitnehmervertreter sind nämlich der Meinung, dass so ein Betriebsübergang nach dem Avrag (Arbeitsvertragsrechts-Anpassungsgesetz) gar nicht möglich ist. Die AUA-Führung pocht indes auf ein Gutachten von Rechtsanwalt Georg Schima. Demnach könne die AUA ihr Vorhaben durchziehen, sie müsse nur ihre Informationspflichten erfüllen. Da inzwischen sowohl der AUA-KV (durch den Vorstand) als auch der Tyrolean-KV (durch die Vida) gekündigt sind, ist ein Streit vor Gericht programmiert.

Minhards Drohung, dass im Fall der Tyrolean-Variante bis zu 300 Piloten die AUA verlassen könnten, wodurch im Sommerverkehr ein Chaos programmiert sei, scheint jedenfalls nicht unrealistisch. Bisher haben rund 50 Piloten das inoffizielle Angebot der AUA – vorzeitiger Abgang mit voller Abfertigung – unterschrieben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2012)

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