BMW CSL 3.0 Coupé: Gotham City in München

Coup Gotham City Muenchen
Coup Gotham City Muenchen(c) Jack Kulcke
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Manchmal darf man das Wort verwenden: Legende. Als eines von nur 167 produzierten Homologationsmodellen besitzt das Coupé heute ultrararen Status.

(c) Jack Kulcke

Da man so ein Auto noch nicht gesehen hatte, wurde lange nach Worten gesucht, um es zu beschreiben. Fündig wurden die Kommentatoren in der Comicwelt von DC Comics: Das Prädikat „Batmobil“, seit seiner Vorstellung im Jahr 1973 untrennbar mit dem BMW 3.0 CSL verknüpft, verdankt dieser zwei unverwechselbaren Insignien. Erstens dem massiven Heckflügel, überlebensgroß und superheldenmäßig. Und zweitens der bösen Weißer-Hai-Schnauze, die allein schon durch ihr düsteres Funkeln die Fahrbahn freischaufelte. Und das mindestens so mühelos wie der moderne Namensvetter aus „Batman Begins“. Sie wissen schon, der im Lamborghini-trifft-Tarnkappenbomber-Look.

Der BMW 3.0 CSL war die erste Eigenentwicklung der BMW Motorsport GmbH. Als eines von nur 167 produzierten Homologationsmodellen besitzt das Coupé heute ultrararen Status. Nachdem es kürzlich generalrestauriert wurde, bedurfte es nur noch eines Jungfernpiloten. Diese Ehre der ersten Ausfahrt nahmen wir dankend an. Von München nach Gotham City waren es dann nur wenige Minuten.

Innen riecht der schwarz-in-schwarz gehaltene CSL nach Vinyl und Leder. Sobald sich der Zündschlüssel dreht, tönt das Leerlauf-Blubbern des Reihensechsers in Surround-Sound. Die Hand also an den kühlen Alpina-Knauf des Schalthebels, Fuß aufs Gas. Durch Spalten und Schlitze strömen plötzlich strengere Duftnoten: heißes Öl, Kupplungsbelag und nach einigen Kurven auch Reifengummi. Ein ungezähmter Motorsound begleitet den rapiden Durchzug: im Auspuff satter Bass, wildes Fauchen in den Mitten. Die drehversessene Maschine reichert die bayerische Sinfonie mit immer mehr Hochtonfrequenzen an.

In Zahlen sieht das so aus: 3153 ccm Hubraum, 206 PS, 6,9 Sekunden auf 100 km/h, 220 km/h Spitze. Der legendäre Motorsportchef Paul Rosche, Spitzname „Nockenpaule“, setzte hier erstmals in einem BMW-Motor Vierventiltechnik ein. Dank der nochmals aufgebohrten, extrem langhubigen Auslegung verfügt dieser CSL über einen schier endlosen Pedalweg mit entsprechend elastischem Vier-Gang-Getriebe. Und weil das „L“ im Kürzel für „leicht“ steht, ist das Auto nur mit dem Nötigsten eingerichtet, doch das äußerst funktional: Türen, Motor- und Kofferraumhaube wurden bei Karmann aus Aluminium gebaut. Dazu eine Spezial-Leichtverglasung ohne elektrische Fensterheber (hinten sogar feststehend, um das Gewicht des Kurbelmechanismus zu sparen). Dem Strip zum Opfer fielen außerdem vordere Stoßstange, Servolenkung und Dämmung. Unterm Strich wiegt der Wagen nur 1270 kg. Was einem Leistungsgewicht von 5,8 Kilogramm pro Pferdestärke entspricht.

Diese Mutter aller Münchner Heckschleudern war die Keimzelle des erfolgreichsten Tourenwagens seiner Epoche. Sie leitete die triumphalste Motorsport-Ära von BMW ein, in der nicht nur sechs Europameistertitel gewonnen, sondern auch Legenden wie Lauda, Quester, Stuck, Amon und Joisten geboren wurden. Auch heute noch gilt: Wenn sich die Nadel des Drehzahlmessers der roten Marke nähert, zieht der Puls synchron mit hoch. Bei seiner ersten Ausfahrt nach der Restaurierung geht der CSL durch die Nacht wie einst an Nürburg- und Norisring. Was trotz seiner straffen Auslegung immer eine komfortable Angelegenheit bleibt.

Der BMW CSL 3.0 ist, manchmal darf man dieses Wort benutzen, eine Legende. Auch nach dieser Ära bekamen nur wenige Ingenieure eine solche Kombination aus Laufkultur und Leistung so perfekt hin wie bei dieser Leichtbauversion des eleganten CS. Allerdings: Als eines von nur 167 zwischen 1973 und 1975 per Hand gefertigten Homologationsmodellen wurde ihm die Straßenzulassung nur ohne die grandiosen Spoiler genehmigt. Heute liegt der Schätzwert bei 100.000 Euro. Der Eigentümer, die BMW Classic, hegt allerdings keine Verkaufsabsichten.
Wir werfen einen letzten Blick auf die chromglänzenden Radläufe und die tiefschwarzen Luftleitkanten, sogenannte Windsplits, auf den vorderen Kotflügeln. Und denken dabei: armer Batman. Er musste das Batmobil zur Jagd auf den irren Bösewicht mit dem Clownsgesicht einsetzen. Der Vorteil beim CSL 3.0: Sein Fahrer hat den Joker schon gezogen.

Satter Bass, wildes Fauchen
Die perfekte Kombination von Laufkultur und Leistung: Im 3.0 CSL setzte "Nockenpaule" Rosche erstmals bei BMW Vierventiltechnik ein. Nur 167 Autos wurden gebaut – per Hand.

Name: BMW CSL 3.0 Coupé (Bj. 1973)
Preis: heute ca. 100.000 Euro
Motor: Reihensechszylinder, 3153 ccm
Leistung: 206 PS
Gewicht: 1270 kg

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