Formel 1: Und sie rasen in einen riesigen Konflikt

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Das Force-India-Team verzichtete in Bahrain aus Sicherheitsgründen auf die zweite Trainingsphase am Freitag. Schnellster war Mercedes-Pilot Nico Rosberg. Die Angst vor weiteren Anschlägen geht um.

Wien/Ag./Wie–. Nur fünf Tage nach seinem ersten Grand-Prix-Sieg war Mercedes-Pilot Nico Rosberg beim zweiten freien Training in Bahrain erneut Schnellster. Der 26-Jährige fuhr am Freitag die beste Trainingsrunde. Weltmeister Sebastian Vettel belegte mit knapp einer halben Sekunde Rückstand Rang drei hinter seinem Red-Bull-Teamkollegen Mark Webber und vor WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton (McLaren). Rosbergs Teamkollege Michael Schumacher wurde Fünfter.

Ungeachtet der Angst vor Anschlägen in dem seit Monaten politisch unruhigen Emirat zeigten die Piloten des Force-India-Teams am Morgen starke Leistungen. Nico Hülkenberg landete auf Platz acht, sein Teamkollege Paul di Resta war in der morgendlichen Einheit sogar Drittschnellster. Auf die zweite Testphase verzichtete das Team aus Sicherheitsbedenken. Man wolle alle Mitglieder vor Anbruch der Dunkelheit ins Hotel bringen, erklärte der Rennstall.

Vier Force-India-Mechaniker waren am Mittwochabend nur knapp einem Anschlag entgangen. Ein Dateningenieur und ein Funkspezialist reisten daraufhin aus dem Golfstaat ab. Das Team entschied sich aber nach einer Krisensitzung gegen einen kompletten Rückzug. „Wir wollen dazu beitragen, dass diese Veranstaltung möglichst normal über die Bühne geht“, erklärte der stellvertretende Teamchef Bob Fernley.

Straßensperren errichtet

Im Formel-1-Lager herrscht dennoch weiter Sorge um die Sicherheit der Teams. Am Donnerstagabend sind zwölf Mitarbeiter des Sauber-Teams während einer Busfahrt erneut Zeuge von gewalttätigen Auseinandersetzungen geworden. Es kam jedoch niemand zu Schaden. Etliche Teams entfernten bereits die Aufkleber an den Frontscheiben ihrer Fahrzeuge, um nicht gleich auf den ersten Blick als Mitglieder des Formel-1-Trosses erkannt zu werden.

Zum Auftakt des umstrittenen Rennens waren die Sicherheitsmaßnahmen rund um den Kurs am Freitag noch einmal deutlich erhöht worden. Straßensperren wurden eingerichtet, schwerbewaffnete Polizisten sicherten die Zufahrtswege der 30 Kilometer von der Hauptstadt Manama entfernten Rennstrecke ab. An jeder Kreuzung waren Polizeiautos postiert.

Am Nachmittag hatte die Protestbewegung des Landes zu erneuten Demonstrationen aufgerufen. Die Gegner des Königshauses fordern umfassende Reformen. Ungeachtet der seit Monaten andauernden Unruhen in dem Emirat hatten die Verantwortlichen der Formel 1 unisono erklärt, man wolle das Rennen planmäßig durchführen. Der Chef des Automobilverbandes FIA, Jean Todt, sagte: „Wir interessieren uns nur für den Sport.“

Die Regimegegner kündigten „drei Tage des Zorns“ während des Formel-1-Auftritts an. Im Vorjahr war das Rennen wegen blutiger Unruhen aus dem Rennkalender gestrichen worden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.04.2012)

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