Liberias Ex-Diktator sorgte nicht nur in seinem Heimatland für unsägliches Leid.
Charles Taylor, der von einem internationalen Tribunal der Kriegsverbrechen schuldig befunden wurde, gilt als einer der brutalsten Warlords Afrikas. Von 1997 bis 2003 war der heute 64-Jährige der 22. Präsident von Liberia. Als Rebellenführer, Kriegsherr und späterer Staatschef hat Taylor nicht nur in seinem Heimatland für unsägliches Leid gesorgt, er unterstützte auch die für ihre Grausamkeit bekannten Rebellen in Sierra Leone.
Taylors Ziel war es, die Kontrolle über die Diamantenminen des Nachbarlandes zu erlangen und durch den Handel mit den sogenannten "Blutdiamanten" seinen eigenen Krieg zu finanzieren.
1948 in den Nähe der liberianischen Hauptstadt Monrovia geboren, studierte Taylor zunächst in den USA Wirtschaftswissenschaften. Ende der 1970er Jahre kehrte er in seine Heimat zurück und wurde dort vom damaligen Präsidenten Samuel K. Doe mit einem wichtigen Regierungsposten betraut. Wenig später bereitete er - vermutlich in Libyen und in Côte d'Ivoire - den Aufstand gegen seinen Chef Doe vor. Berühmt-berüchtigt wurde ein noch jahrelang in Afrika zirkulierendes Video, das zeigte, wie Doe von Kämpfern unter der Führung von Taylor's Mitstreiter Prince Johnson vor laufenden Kameras zu Tode gefoltert wurde.
Das Ende der Regierung Doe führte nicht etwa zu einer Zeit des Friedens in Liberia, sondern zu politischer Zersplitterung. Es folgte ein blutiger Bürgerkrieg, in dem verschiedene ethnische Gruppen versuchten, die Kontrolle über die Rohstoffe des Landes zu gewinnen. Als der Konflikt 2003 nach 14 Jahren zu Ende ging, waren mehr 200 000 Menschen ums Leben gekommen und über eine Million Liberianer auf der Flucht.
Taylor ging nach seinem Sturz ins Exil nach Nigeria. Bereits im Juni 2003 stellten die Vereinten Nationen einen Haftbefehl gegen ihn aus. Bei dem Versuch, die Grenze nach Kamerun zu überqueren, wurde Taylor im März 2006 festgenommen und an das UNO-Sondertribunal zu Sierra Leone überstellt. Aus Sicherheitsgründen wurde entschieden, den Prozess nicht in Freetown, sondern in Den Haag zu führen. Für mögliche Kriegsverbrechen in Liberia muss sich Taylor bisher nicht verantworten.
(Ag.)