Detektive im Parlament

Man muss kein Prophet sein, um abschätzen zu können, dass auch der derzeit in Bearbeitung befindliche Endbericht des parlamentarischen Unterausschusses in Sachen „Kampusch“ viele Fragen enthalten wird.

Man muss kein Prophet sein, um abschätzen zu können, dass auch der derzeit in Bearbeitung befindliche Endbericht des parlamentarischen Unterausschusses in Sachen „Kampusch“ viele Fragen enthalten wird. Zum Beispiel: War es ein Täter, oder waren zwei oder mehr Leute an der Entführung beteiligt? Und man muss kein Kriminalist sein, um zu wissen, dass ein solcher „Jahrhundert-Fall“ nie restlos, bis in alle Winkel, geklärt sein wird. Das liegt in der Natur der Sache, nicht am Unvermögen der Ermittler. Letzteres wurde jüngst von Parlamentariern (etwa bei Pressekonferenzen im Vorfeld des Ausschusses) gegeißelt.

Insofern fühlen sich einige Abgeordnete bemüßigt, selber Detektiv zu spielen. Nun, die Arbeit von Polizei und Staatsanwaltschaft im Nachhinein parlamentarisch zu kontrollieren, ist berechtigt. Wichtiger ist aber, endlich die Weichen für ein unabhängiges Arbeiten der Justiz zu stellen. Ankläger, die nicht stets dem politischen Zugriff ihres Ministeriums ausgesetzt sind, würden schon im Vorhinein weniger Angriffspunkte für Verschwörungstheorien bieten. Und hätten auch weniger Ausreden.

manfred.seeh@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.05.2012)

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