Schikanen um Schanigärten

Das Café Drechsler setzt einen drastischen Schritt. Weil kein Gastgarten genehmigt wurde, sperrt es im Sommer.

Der Cafetier gegen die bürokratische Macht des Magistrats und die politische des Bezirks: Es ist ein ungleicher Kampf, den Manfred Stallmajer, Geschäftsführer des Café Drechsler, begonnen hat. Und – vorerst – verloren gibt. Seine am Donnerstag bekannt gemachte Entscheidung, im Sommer zwischen Juni und Anfang September das Lokal zu schließen, erregt jedenfalls Aufmerksamkeit. Wird wohl ausschließlich betriebswirtschaftlich begründet sein und sich für den Eigentümer hoffentlich auch rechnen. Und kein beleidigter, selbstzerstörerischer Akt des Aufmuckens gegen Behördenwillkür. Schade für alle Gäste, aber selbst Wiens Stadtverfassung kennt kein Grundrecht auf offene Kaffeehäuser. So what, also?

Tja, wenn da nicht diese seltsame Sache mit dem Schanigarten wäre. Dem Drechsler wurden während des Sommers von der Stadt Wien in einem Akt überbordender Gnade schlanke vier Tische für acht Personen erlaubt. Scheint nicht viel. Ist es auch nicht. Begründet wird dies vom sechsten Bezirk mit dem Parkplatzmangel in Mariahilf. Wo in Wien gebe es den eigentlich nicht? Seltsam nur, dass das Drechsler in anderen Bezirken mehr oder weniger selbstverständlich Anrecht zum Aufstellen von wesentlich mehr Sesseln, Tischen und Sonnenschirmen bekommen hätte. Die Entscheidung darüber, wie groß Schanigärten sein dürfen, liegt in der Autonomie der Bezirke. Pech gehabt, Herr Stallmajer.

dietmar.neuwirth@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.05.2012)

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