Tschechien zu AKW-Ausbau: "Europa hat andere Sorgen"

CZECH REPUBLIC TEMELIN NUCLEAR POWER PLANT
CZECH REPUBLIC TEMELIN NUCLEAR POWER PLANT(c) EPA (Filip Singer)
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Bei einer Debatte mit tschechischen Experten sprach sich Umweltminister Berlakovich gegen den geplanten Ausbau des Atomkraftwerks Temelin aus.

Umweltminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) hat sich am Mittwoch bei einer Diskussionsveranstaltung neuerlich gegen den geplanten Ausbau des tschechischen Atomkraftwerks Temelin ausgesprochen: "Aus österreichischer Sicht ist Atomkraft keine Antwort auf den Klimawandel. Österreich ist gegen den Ausbau von Temelin." Energiegewinnung sei zwar die Angelegenheit der Nationalstaaten, doch müsse die Einhaltung der EU-Sicherheitsstandards sicher gestellt sein: "Die Wolke macht nicht vor den Grenzen halt."

In Österreich sei man überzeugt, dass die Nutzung von Atomkraftwerken auslaufen müsse, erklärte der Umweltminister. Zwar würde man in manchen Ländern die Atomkraft als Alternative sehen um den Klimawandel zu stoppen, doch eigentlich würden die Probleme damit auf die nächste Generation überwälzt. "Niemand kann behaupten, dass man Atomkraft kontrollieren kann", betonte Berlakovich.

Der tschechische Delegationsleiter, der stellvertretende Umweltminister Ivo Hlavac, entgegnete auf Berlakovichs Stellungnahme sinngemäß, die Tschechen hätten keine Nuklearobsession, sondern hielten Atomkraft für realistisch und finanzierbar.

Tschechien will wettbewerbsfähig bleiben

Auf die Frage aus dem Publikum, warum Tschechien in die veraltete Atomkrafttechnologie statt auf erneuerbare Energien setze, entgegnete Vaclav Bartuska, tschechischer Sonderbotschafter der Regierung für Energiesicherheit, dass das Land seine Verpflichtungen gegenüber der EU erfüllt habe. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, könne Tschechien die erneuerbaren Energien nicht noch mehr subventionieren. "Europa hat sich Ziele gesetzt, die es nicht schaffen kann. Europa hat andere Sorgen", erklärte Bartuska.

Insgesamt hielt sich das Interesse an der Veranstaltung, bei der Experten der österreichischen und tschechischen Umweltministerien sowie Vertreter der tschechischen AKW-Betreibergesellschaft CEZ diskutierten, in Grenzen. Lediglich die ersten Reihen im großzügigen Saal der Aula der Wissenschaften waren locker besetzt.

(APA)

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