Forster wird neuer Westbahnchef

Westbahn - Geschäftsführer Wehinger soll per Ende Juni gehen
Westbahn - Geschäftsführer Wehinger soll per Ende Juni gehen (c) Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Stefan Wehinger, Mitinitiator des ÖBB-Konkurrenten, verlässt überraschend das Unternehmen. Grund dürfte der Streit zweier „Alpha-Männchen" sein: Mit seinem Financier, Hans-Peter Haselsteiner, soll es gekracht haben.

[Wien/APA/Red.] Stefan Wehinger, Mitbegründer und Geschäftsführer des mehrheitlich privaten ÖBB-Konkurrenten Westbahn, war immer für eine kämpferische Ansage zu haben. Noch bevor er sich endgültig beweisen kann, verlässt er jedoch das Unternehmen per Ende Juni. Auch seine knapp 26 Prozent ausmachende Beteiligung wird Wehinger abstoßen. Neuer Geschäftsführer wird laut "Standard" der bisherige Chief Commercial Officer der Westbahn, Erich Forster.

Als Grund für den Abschied des Vorarlbergers gelten Differenzen mit seinem Financier, dem Industriellen Hans-Peter Haselsteiner, wie der „Standard" schreibt. Vor allem Wehingers Streitigkeiten mit der ÖBB, die er gerne auch vor Gericht austrug, sollen dem Strabag-Miteigentümer nicht zugesagt haben. Wehinger sei „zu agressiv" unterwegs gewesen, soll ein Aufsichtsrat gesagt haben.

Auch Kapitalerhöhung der Grund?

Auch ein zweiter Grund für den Abgang wird kolportiert: Laut Insidern muss die Westbahn eine Kapitalerhöhung durchführen, bei der Wehinger nicht mitziehen kann. Der Ex-Personenverkehrsvorstand der ÖBB hatte im März gegenüber der „Presse" eingeräumt, dass der Umsatz der Westbahn 20 Prozent unter Plan liegt. Verantwortlich machte er damals die „Billigpreispolitik" der ÖBB. Diese war auch einer der Punkte, um die er mit der staatlichen Konkurrenz leidenschaftlich stritt. Eine Klage gegen die „Sparschiene" der ÖBB liegt derzeit bei der Bundeswettbewerbsbehörde.

Wehinger sieht darin eine Wettbewerbsverzerrung, weil die ÖBB auf der ganzen Strecke zwischen Wien und Bregenz - auf der das Angebot gilt - subventioniert wird. Auch das Informationssystem Scotty, das die ÖBB betreibt, war ihm ein Dorn im Auge. Er klagte die ÖBB darauf, die Verbindungen der Westbahn darin aufzunehmen.

Anteile bereits verkauft

Das Magazin „Format" schreibt indes, der Noch-Westbahn-Chef habe seine Anteile bereits zum Preis von zehn Mio. Euro verkauft. Demnach hätten seine Miteigenümer, neben Haselsteiner die französische Staatsbahn SNCF und die Schweizer Augusta Holding, die Anteile aufgegriffen. Weder Westbahn-Sprecher Manfred Mader noch Haselsteiner wollten die Berichte am Montag kommentieren.

Die Westbahn hatte vor fast sechs Monaten, am 11. Dezember 2011, auf der Strecke Wien-Salzburg den Betrieb aufgenommen und macht seitdem der Staatsbahn ÖBB Konkurrenz. Wehinger selbst gab im Dezember in einem „Presse"-Interview das Ziel aus, schon im ersten Jahr einen operativen Gewinn zu schreiben. Wenig später dann der Rückzieher: „Es kann sein, dass wir es nicht schaffen", sagte der ambitionierte Manager im März diesen Jahres.

Nachfolger aus Eisenbahnerfamilie

Von Seiten der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) wird der Abgang von Wehinger heute nur kurz kommentiert. "Eisenbahn ist ein komplexes Geschäft. Gewinne im ersten Geschäftsjahr anzukündigen war trotz günstiger Voraussetzungen völlig unrealistisch", heißt es in einer Stellungnahme des Bahnkonzerns. "Dass die SNCF ihre Anteile ausbauen wird, war abzusehen. Wir gehen davon aus, dass die Westbahn als Mitbewerber langfristig erhalten bleibt."

Der künftige Westbahn-Geschäftsführer Erich Forster kommt - wie sein Vorgänger auch - von den ÖBB. Im Gegensatz zum Vorarlberger Wehinger, der vier Jahre als ÖBB-Personenverkehrsvorstand diente, hat der gebürtige Wiener Forster jedoch sein ganzes früheres Berufsleben bei der Staatsbahn verbracht. Der aus einer Eisenbahnerfamilie kommende Forster war selber 36 Jahre bei den Bundesbahnen tätig: Seit seinem Eintritt bei den ÖBB mit 18 Jahren arbeitete er sich bis zum Leiter des Geschäftsfelds Fernverkehr hoch. Im Jahr 2011 verließ er die Bundesbahn, um zur Westbahn zu wechseln. Forster hat ein Doktorat in Psychologie.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Porträt des Tages

ÖBB-Urgestein als neuer Westbahn-Chef

Von 1975 bis 2011 arbeitete Erich Forster bei den Bundesbahnen. Nun übernimmt er die Spitze der privaten Westbahn.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.