Frankreich siegte 2:0 und versetzte der Euphorie der Gastgeber einen Dämpfer. Ein Unwetter sorgte für eine einstündige Unterbrechung.
[Donezk] 320 Millionen Euro ließ sich der ukrainische Milliardär Rinat Achmetow das neue Heimstadion seines Klubs Schachtjor Donezk kosten. Über ein verschließbares Dach verfügt die 2009 fertig gestellte und von der Uefa mit fünf Sternen bewertete Arena allerdings nicht. Und so wurde ein Gewitter zum zwischenzeitlichen Spielverderber.
Pünktlich zur ukrainischen Hymne verdunkelte sich der Himmel schlagartig und mit Anpfiff setzte Starkregen ein. Nach 4 Minuten und 21 Sekunden schickte der niederländische Schiedsrichter Jan Kuipers beide Teams unter lautem Donnergrollen in die Kabinen. Während die Platzwarte ihr möglichstes taten, um den Rasen wieder bespielbar zu machen, feierten die zum Teil klatschnass gewordenen Fans auf den Tribünen.
Erst mit einer Stunde Verspätung betraten die Mannschaften unter frenetischem Beifall zum zweiten Mal an diesem Abend das wieder trocken gelegte Spielfeld.
Bis zum ersten Highlight mussten sich die Fans aber weitere 25 Minuten gedulden. Ribery erlief einen völlig verunglückten Rückpass und brachte den Ball gut zur Mitte. Menez, der für Malouda in die Startformation gerückt war, scheiterte jedoch aus kurzer Distanz an Pjatow. Die Franzosen dominierten das Spiel, die Gastgeber verlegten sich aufs Kontern. Nach 36 Minuten wurde einmal mehr Schewtschenko mit dem langen Ball gesucht - und gefunden. Doch der Doppeltorschütze aus dem ersten Spiel fand in Frankreichs Schlussmann Lloris seinen Meister. Auf der Gegenseite zeichnete sich Pjatow bei einem Kopfball von Mexes aus (39.).
Menez rechtfertigt Aufstellung
Die zweite Hälfte begann ohne Verzögerung und mit sehr viel Elan auf beiden Seiten. Pjatow rettete gegen Benzema (48.), Schewtschenko verfehlte nur knapp das Kreuzeck (48.). Fünf Minuten später dann der erste Torjubel: Mit einem Haken verschaffte sich Menez im Strafraum den nötigen Platz und brachte den Ball genau neben der Stange unter. Und die Franzosen legten sofort nach. Benzema bediente Cabaye mit einem exakten Pass in die Schnittstelle der Abwehr und der 26-Jährige ließ sich seinen ersten Länderspieltreffer nicht entgehen (56.).
Die beiden Gegentreffer lähmten das Spiel der Ukraine, die in der Folge kaum mehr über die Mittellinie kamen. Frankreich schaltete zurück, war dem dritten Tor dennoch deutlich näher. Cabaye kam der endgültigen Entscheidung am nächsten, sein Schuss traf allerdings nur die Stange (65.).
Frankreich feierte verdient den ersten Sieg bei einer Endrunde seit der WM 2006 und übernahm damit auch die Tabellenführung. Die Ukraine wurde nach der Auftakteuphorie zurück auf den Boden geholt, bleibt aber im Rennen um den Aufstieg ins Viertelfinale.
Ukraine: Pjatow; Gusew, Chatscheridi, Michalik, Selin; Jarmolenko (68. Alijew), Timoschtschuk, Nasarenko (60. Milewskij), Konopljanka; Woronin (46. Devic), Schewtschenko.
Frankreich: Lloris; Debuchy, Rami, Mexes, Clichy; Cabaye (68. M'Vila), Diarra; Menez (73. Martin), Nasri, Ribery; Benzema (76. Giroud).
("Die Presse", Print-Ausgabe, 16. Juni 2012)
