Uefa-Schiedsrichterchef Collina: "Der Ball war drin"

Nicht gegebenes Tor der Ukraine
Nicht gegebenes Tor der Ukraine(c) REUTERS (MICHAEL BUHOLZER)
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Entgegen der Praxis der Uefa fand Pierluigi Collina deutliche Worte zum nicht gegebenen Tor der Ukraine. "Wir sprechen über ein paar wenige Zentimeter", relativierte er jedoch die Fehlentscheidung.

Im offiziellen Matchbericht der Uefa zum 1:0-Sieg von England gegen die Ukraine wird die Diskussion um den Treffer von Marko Devic mit keinem Wort erwähnt. Es gehört zur gängigen Praxis des europäischen Verbands strittige Szenen tot zu schweigen. Doch nun kommentierte Schiedsrichterchef Pierluigi Collina die Szene.

"Sie haben recht, der Ball war hinter der Linie", deklarierte der Italiener das nicht gegebene Tor als Fehlentscheidung. "Es war ein menschlicher Fehler, verursacht durch einen Menschen", betonte Collina am Mittwoch in Warschau: "Aber wir sprechen über ein paar wenige Zentimeter."

Zur Diskussion um die Sinnhaftigkeit der Torrichter, verteidigte er die vierten und fünften Assistenten der Schiedsrichter. "Es gab drei Torsituationen während der EM, bei denen der Torrichter einen wesentlichen Beitrag zur eigentlichen Entscheidung des Haupt-Referees gab. Zwei waren sehr korrekt, leider war die dritte Entscheidung falsch", sagte der 52-Jährige.

Beckenbauer für Torrichter und Kamera

In der Diskussion um technische Hilfsmittel sprach sich Fußball-"Kaiser" Franz Beckenbauer für eine doppelte Absicherung bei der künftigen Bewertung spielentscheidender Szenen aus. "Das war der letzte Beweis, dass man auf die Technik setzen soll. Ich bin auch dafür. Ich bin allerdings auch ein Fan der Torrichter. Aber man sieht ja - alleine auf sie kann man sich auch nicht verlassen. Wenn es nach mir geht: Torkamera und Torrichter", sagte Beckenbauer.

Beckenbauer, der Mitglied in der FIFA-Task-Force für Regeländerungen ist, äußerte sein Unverständnis über die folgenschwere Fehlentscheidung des ungarischen Torrichters. "Eigentlich hätte derjenige, der eine gute Position hatte, sehen müssen, dass der Ball hinter der Linie war", meinte der 66-Jährige, der allerdings ebenso wie Collina nicht darauf einging, dass dieser Torszene eine nicht geahndete Abseitsstellung der Ukrainer vorausgegangen war.

(ag)

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