Taus: "Habe Kogler geklagt"

Interview. Unternehmer Josef Taus über die Bawag, Geschäftspartner Schlaff und die bevorstehenden Wahlen.

Die Presse:Herr Taus, der Grüne Parlamentarier Werner Kogler meint, Sie seien gemeinsam mit Ihrem Geschäftspartner Martin Schlaff in den Bawag-Skandal "mächtig involviert". Ist das so?

Josef Taus: Ich habe in meinem Leben noch nie jemanden geklagt. Aber in diesem Fall habe ich meine Anwälte beigezogen. Ich habe den Abgeordneten Kogler geklagt.

Die Presse:Die Grünen suggerieren, Sie hätten etwas zu verbergen.

Taus: Ich habe gar nichts zu verbergen. Seit Jahrzehnten, seit meiner Bankzeit in der Girozentrale, habe ich ein gutes Verhältnis zur Bawag.

Die Presse:Sie haben gemeinsam mit Geschäftspartnern und der Bawag im Jahr 2002 um 800 Millionen Euro den bulgarischen Handynetzbetreiber MobilTel gekauft. Die Bawag ist ausgestiegen, bevor die MobilTel um 1,6 Mrd. Euro an die Telekom Austria weiterverkauft wurde.

Taus: Ich bin nur als Experte beigezogen worden. Das Geschäft wurde, soweit ich weiß, von Martin Schlaff gebracht, der Kunde der Bawag war. Ich bin dann via Bawag zum Aufsichtsratspräsidenten der MobilTel bestellt geworden. Herrn Schlaff habe ich bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht gekannt.

Die Presse:Warum ist die Bawag vor dem großartigen Verkauf abgesprungen?

Taus: Es ist mir neu, dass die Bawag abgesprungen ist. Es waren etliche Banken im Konsortium, etwa die Citibank.

Die Presse:Wie sehen Sie eigentlich den Fall Bawag?

Taus: Wenn alles stimmt, was in den Zeitungen steht, dann hat die Bawag schwere Verluste bei internationalen Fremdwährungsgeschäften erlitten.

Die Presse:Vielleicht, weil die Gewerkschaft kein guter Unternehmer ist?

Taus: Ach Gott, der ÖGB ist Aktionär der Bawag. Es hat andere auch schon erwischt. Aber die Gewerkschaft ist eben die Gewerkschaft. Sicher eine äußerst unangenehme, schwierige Geschichte, die dem ÖGB schadet, um es einmal vorsichtig auszudrücken.

Die Presse:Sind Sie Gewerkschaftsmitglied?

Taus: Ja. Mit Fraktionserklärung für die "Fraktion christlicher Gewerkschafter". Seit etwa 50 Jahren.

Die Presse:Die Bawag hat ja eine ganze Menge Geld verspekuliert. Aber dieses Geld wurde ja nicht von einem schwarzen Loch verschluckt. Irgendwer gewinnt ja bei diesen Geschäften. Die Grünen unterstellen, dass der erfolgreiche Geschäftsmann Taus mitspekuliert hätte.

Taus: Ich habe nicht spekuliert, ich habe diese Geschäfte der Bank überhaupt nicht gekannt. Ich weiß bis heute nicht genau, was da schief gegangen ist. Aber es tut mir leid, dass große Verluste gemacht wurden.

Die Presse:Finanzspekulationen reizen Sie gar nicht?

Taus: Nein. Ich hätte mit Sicherheit am internationalen "Wettgeschäft" nicht teilgenommen. Selbst, wenn ich das Geld gehabt hätte. Ich habe mich in den letzten Jahren ausschließlich mit dem Aufbau unserer Firmengruppe beschäftigt.

Die Presse:Beim MobilTel-Geschäft haben Sie also in erster Linie Ihr Know-how eingebracht.

Taus: Zu mir kommen immer wieder Leute, die fragen: Können Sie uns da oder dort beraten. Meistens mach' ich es aus Zeitgründen nicht. Aber mit der Bawag arbeite ich schon so lange, seit Jahrzehnten. Daher hab ich gesagt, als man mich gefragt hat: Gut, ich schau mir das einmal an. Und dann kam mir die Idee: Das ist eine Chance für die österreichische Telekom.

Die Presse:Verstehen Sie als früherer Spitzenpolitiker, dass die ÖVP in der Causa Bawag keinen parlamentarischen Untersuchungsausschuss will?

Taus: Das ist sicher eine taktische Frage. Ich hab diese Angelegenheit überhaupt nicht verfolgt. Und in Wahlnähe sind Untersuchungsausschüsse Foren des politischen Showgeschäfts. Geklärt wurde noch selten etwas.

Die Presse:Es ist ja weder die Bawag noch der ÖGB wirklich ÖVP-nahe. Dass dann ausgerechnet die ÖVP keinen Ausschuss will, ist doch interessant.

Taus: Da müssen Sie die Parteiführung fragen, die hat sich das sicher überlegt.

Die Presse:Apropos Wolfgang Schüssel: Inwieweit wird die Bawag die Nationalratswahl beeinflussen?

Taus: Die ÖVP und vor allem Wolfgang Schüssel sind auch schon vor der Bawag-Affäre in den Umfragen recht gut gelegen und waren, soviel ich weiß, in einem Aufwärtstrend.

Die Presse:Ihrer Ansicht nach hat der Fall Bawag politisch also nicht so viel bewirkt?

Taus: Sicherlich hat der Fall Bawag der SPÖ geschadet. Und die ÖVP hat ihren Aufstieg kontinuierlich fortgesetzt, politisch geschadet hat die Affäre der ÖVP aber sicher nicht.

Die Presse:Das Rennen ist gelaufen?

Taus: Ich hoffe sehr, dass die ÖVP die Mehrheit behält. Wolfgang Schüssel hat jedenfalls gute Chancen, wieder die Nummer eins zu werden. Meiner Meinung nach hat er sich in der Causa Bawag sehr fair verhalten.

Die Presse:Welche Regierung wäre Ihnen denn am liebsten - abgesehen von einer absoluten Mehrheit für die ÖVP?

Taus: Es ist bekannt, dass ich eher dazu neige, großkoalitionär zu denken. Da kommt natürlich meine wirtschaftliche Schlagseite durch. Eine Wirtschaft entwickelt sich nur unter politisch stabilen Verhältnissen gut. In Österreich sind wir in der glücklichen Lage, immer sehr lange Perioden politischer Stabilität zu haben. Ich rechne damit, dass das so bleibt.


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.