"Bieterflucht" bei Bawag-Verkauf

Bawag/PSK. Die BA-CA und die ungarische OTP haben kein Angebot für die Bawag gelegt. Zuvor schon waren Erste Bank und Wiener Städtische abgesprungen.

Wien. Der ÖGB braucht dringend Geld und muss die Bawag möglichst teuer verkaufen. Aber die wichtigsten Interessenten für die Gewerkschaftsbank intonierten bis zur "Deadline" für die erste Angebotsrunde am Freitag die "Abschiedssymphonie": Nachdem sich die Erste Bank und Wiener Städtische Versicherung schon Ende August aus dem Bieter-Rennen zurückgezogen haben, folgten am Freitag zwei weitere "Hochkaräter": Die Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) und die von vielen Insidern favorisierte OTP aus Ungarn haben definitiv kein Angebot für die Gewerkschaftsbank gelegt, wie der "Presse" bestätigt wurde.

Der gestrige Freitag war die letzte Möglichkeit für alle Interessenten, ein unverbindliches Angebot zu legen. Wer sich entschied, bereits in der ersten Runde auszusteigen, kann zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr in den Verkaufsprozess einsteigen. Die mit dem Verkauf betraute Investmentbank Morgan Stanley will die exakte Bieterliste (Nennschluss war Freitagabend) am Montag veröffentlichen.

Die BA-CA begründet ihren Rückzug via Pressesprecher Peter Thier damit, dass sie in Ostösterreich bereits einen sehr hohen Marktanteil habe und deshalb von einem Angebot absieht. Zusammen mit der Bawag/PSK würden wettbewerbsrechtliche Probleme auftauchen.

Die ungarische OTP wollte ihren Rückzug gleich gar nicht kommentieren. Hinter den Kulissen sickerte allerdings durch, dass sich die Ungarn über widersprüchliche Informationen und ungelöste Fragen mokiert hätten.

Als einziger österreichischer Bieter bleibt die Raiffeisen-Gruppe vorerst im Rennen. Die RZB hat am Freitag ein unverbindliches Angebot gelegt, lehnte eine Stellungnahme dazu aber ab. Wie durchsickerte, will Raiffeisen freilich nicht die ganze Bawag haben: Interesse besteht nur für Teilbereiche. Die ganze Bank ist für die Raiffeisen-Leute uninteressant: RZB-Chef Rothensteiner hatte vor kurzem erklärt, sein Institut sei es gewohnt, Banken mit "20 Prozent Return on Equity" (das ist die Eigenkapitalverzinsung, Anm.) zu kaufen. Die Rendite, die die Bawag abwirft, liegt ziemlich weit unter diesem Eckwert. Zudem befürchtet Raiffeisen wegen seines bestehenden flächendeckenden Filialnetzes kartellrechtliche Probleme.

Insider sehen das Raiffeisen-Angebot deshalb eher als Versuch, einen Fuß in der Tür zu behalten: Später könnte dann versucht werden, einen Partner aufzutreiben, der Teile der Bawag übernimmt.

Eine "Filetierung" der Gewerkschaftsbank gilt allerdings - unabhängig vom Käufer - als ziemlich sicher: Egal, ob strategische Partner aus dem Bank- und Versicherungsbereich zum Zug kommen oder "Heuschrecken" aus der internationalen Hedgefondsszene: Es handelt sich in praktisch allen Fällen um Konsortien, die die Bawag-Geschäftsfelder unter sich aufteilen würden. Kommt ein österreichischer Bieter zum Zug, dann müssten schon die Kartellbehörden dafür sorgen, dass Teile abgegeben werden.

Allerdings: Eine komplette Zerschlagung samt anschließendem Verkauf der ertragreicheren Teile (das klassische Asset Stripping) hat der ÖGB ausgeschlossen. Ein Verzicht darauf gilt als Bedingung für den Zuschlag.

Verhindern wollen die Gewerkschafter auch, dass die Bank ausschließlich an einen Finanzinvestor (Fondslösung) geht. Wirklich aussuchen kann sich der ÖGB das aber nicht: Die Gewerkschaft braucht einen ordentlichen Verkaufserlös, um eine mögliche Insolvenz abzuwenden. "Ordentlich" hieße mindestens 2,5 Mrd. Euro.

Eine derart hohe Summe gilt zumindest in der ersten Runde als ziemlich unrealistisch. Experten erwarten vorerst niedrigere Angebote. Nur wenn mehrere Anbieter einander in den kommenden Runden hoch lizitieren, gilt ein nennenswert über zwei Mrd. Euro liegender Preis als realistisch.


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