Türkei wies niederländische Journalistin aus

APA/AFP/ADEM ALTAN
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Boersma soll Gefahr für nationale Sicherheit darstellen

Die türkische Regierung hat eine niederländische Journalistin festnehmen und abschieben lassen. Die türkischen Behörden hätten keinen Grund für die Maßnahme angegeben, teilte die Zeitung "Het Financieele Dagblad" ("FD") am Donnerstag in Amsterdam mit.

Ans Boersma arbeitet als freie Journalistin vor allem für das niederländische Wirtschaftsblatt. Sie war den Angaben zufolge am Mittwoch in Istanbul festgenommen worden. "Und dann ist man auf einmal im Flugzeug zurück in die Niederlande", twitterte die Journalistin kurz vor dem Abflug nach Amsterdam, "zur unerwünschten Person erklärt". Ein türkischer Regierungsvertreter, der namentlich nicht genannt werden wollte, bestätigte die Ausweisung.

Die türkische Polizei hatte Boersma festgenommen, als sie bei der Einwanderungsbehörde ihr Visum verlängern wollte, berichtete das "FD". Sie durfte den Angaben der Zeitung nicht mehr in ihre Wohnung zurückkehren und musste die Nacht in Abschiebehaft verbringen. Laut dem Vertreter der Organisation Reporter ohne Grenzen in der Türkei, Erol Önderoglu, wurde Boersma fünf Stunden auf einer Polizeiwache festgehalten, wo sie Kontakt zu einem Anwalt erhielt. Das niederländische Generalkonsulat und auch die Botschaft waren eingeschaltet worden, konnten aber nichts ausrichten.

Boersma wurde nach ihrer Festnahme mitgeteilt, sie stelle eine Gefahr für die nationale Sicherheit dar. Eine offizielle Bestätigung der Gründe ihrer Deportation habe sie nicht erhalten, teilte Önderoglu mit.

Angespannte Beziehungen

Die Journalistin hatte nach Angaben der Zeitung erst in der vergangenen Woche für 2019 einen türkischen Presseausweis und damit eine Arbeitserlaubnis erhalten. Chefredakteur Jan Bonjer sprach von einer "eklatanten Verletzung der Pressefreiheit". Die Zeitung will rechtlich gegen die Ausweisung vorgehen.

Seit dem Putschversuch von 2016 hat die türkische Regierung viele Journalisten festgenommen und Medien geschlossen. Laut Reporter ohne Grenzen (ROG) und anderen Medienrechtsgruppen gehört das Land zu denen mit den meisten inhaftierten Journalisten weltweit. Auf der Rangliste der Pressefreiheit von ROG steht die Türkei auf Platz 157 von 180, demnach sitzen dort derzeit 31 Journalisten in Haft.

Der österreichische Student und freie Journalist Max Zirngast wurde im September in der Türkei inhaftiert und kam am 24. Dezember unter Auflagen frei. Im April muss er sich wegen mutmaßlicher Mitgliedschaft in einer Terrororganisation vor Gericht verantworten. Zirngast weist die Vorwürfe zurück.

Der frühere Korrespondent der deutschen Tageszeitung "Welt", Deniz Yücel, saß ein Jahr ohne Anklageschrift in einem türkischen Gefängnis, bevor er nach Deutschland ausreisen durfte. Der Fall hatte zusammen mit einigen anderen eine schwere Krise zwischen Berlin und Ankara ausgelöst.

Das Verhältnis der Türkei und der Niederlande ist seit Jahren angespannt. Erst im vergangenen Juli nahmen beide Länder wieder gegenseitige diplomatische Beziehungen auf, nachdem im April 2017 ein Streit um Wahlkampfauftritte türkischer Minister in den Niederlanden zum Abzug der Botschafter geführt hatte.

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