"Feministische Stripperinnen" siegen in Streit um Klubschließung

Blick ins Lokal
Blick ins LokalUrban Tiger Club Bristol
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Im englischen Bristol waren Frauenrechtsgruppen gegen einen Nachtklub mit Tänzerinnen zu Felde gezogen. Letztlich wehrten sich diese und die Betreiber mit Erfolg, die Stadt hat die Lizenz verlängert.

Aus England kommen Neuigkeiten über einen interessanten Rechtsstreit: In der Stadt Bristol im Südwesten hat ein Striplokal namens "Urban Tiger Club" ein Verfahren gewonnen, im Zuge dessen es hätte behördlich geschlossen werden können.

Mehrere Frauenrechts- und Gendergruppen hatten die Schließung verlangt, weil die Vorgänge im Klub "sexistisch" seien und Frauen zu "Objekten" gemacht würden. Es gab mehr als ein Dutzend Einwendungen. In dem Lokal gehe es "unmoralisch" zu, hieß es etwa, es fördere eine "sexistische Kultur". "Jedesmal, wenn ich daran vorbeigehe, fühle ich mich an meinen Platz in der Gesellschaft erinnert", hieß es in einer anderen Beschwerde.

Nun aber beschloss die Stadtverwaltung, dem Lokal auch heuer die Lizenz zu verlängern: Die Tänzerinnen hatten unter anderem in ihrer großen Mehrheit angegeben, überzeugte Feministinnen zu sein, und ihre Arbeit gefalle ihnen bestens.

Zuletzt waren in dem modern gestalteten Klub im Zentrum der alten Seefahrerstadt (rund 460.000 Einwohner), von wo aus im 15. Jahrhundert die ersten englischen Fahrten nach Nordamerika unternommen worden waren, 37 Tänzerinnen und sieben Barfrauen beschäftigt.

"Strippen mit Frauenrechten nicht unvereinbar"

Frauenrechtlerinnen hatten ihre Einsprüche auch damit begründet, dass die Gegend um das Lokal zusehends zu einer Wohngegend werde und sich Familien daran stören könnten, auch sei so eine Örtlichkeit in der Nachbarschaft für Kinder nichts.

Vor dem zuständigen Komitee argumentierte der Anwalt des Klubs, Philip Kolvin, diese Woche, dass Urban Tiger ein "alteingesessenes Lokal" sei und von einer respektablen "lokalen Familie" betrieben werde. Sowohl Angestellte als auch Gäste würden sich an die Hausordnung halten.

Überdies würden sich die Stripperinnen als "starke, unabhängige Feministinnen" sehen, die in einer "sicheren Umgebung" arbeiteten. Es gebe "eine familiäre Atmosphäre" unter Betreibern und Tänzerinnen, diese würden geschätzt, respektiert und gut bezahlt. Strippen sei insgesamt mit Frauenrechten nicht unvereinbar.

Mitarbeiterinnen des Lokals bei einer Veranstaltung im Vorjahr
Mitarbeiterinnen des Lokals bei einer Veranstaltung im VorjahrUrban Tiger/Twitter

In mehreren Aussagen bestätigten Tänzerinnen, dass sie sich dort "zuhause fühlten". "Die Besitzer nehmen unsere Sicherheit ernst", hieß es. Es gab britischen Medien zufolge auch Unterstützungseingaben von unbeteiligten Frauen zugunsten des Klubs: "Nur weil eine kleine Gruppe von Frauen dagegen ist, muss man den Ort nicht zusperren", hieß es in einer. "Ich geh dort abends doch auch ab und zu mal mit Freunden hin."

Laut Homepage finden dort auch Junggesellinnenparties statt, Frauen und Frauenpartyrunden und Pärchen sind ausdrücklich eingeladen.

"Frauen treffen eigene Entscheidungen"

Es gab keine Einwendungen seitens der Polizei, ein Lokalaugenschein von Beamten und Beamtinnen der Stadtverwaltung ergab keinen negativen Befund.

Letztlich bestätigte der Stadtrat die Verlängerung der Lizenz.

"Eine richtige Entscheidung" sagte eine in Bristol lebende Burlesque-Tänzerin und Stripperin, Tuesday Laveau, zur Agentur Thomson Reuters. "Bei Feminismus geht es um Frauen, die eigene Entscheidungen treffen. Was ich aber in Kritiken (an dem Club, Anm.) sehe, ist tiefes Unbehagen angesichts von Frauen, die mit ihrer eigenen Sexualität zufrieden sind."

(Thomson Reuters Foundation)

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