Studieren: (Zu) gut in der Zeit?

Tipp von Experten für das Zeitmanagement: im Vorfeld den Ablauf des FH-Studiums genau erkunden.
Tipp von Experten für das Zeitmanagement: im Vorfeld den Ablauf des FH-Studiums genau erkunden.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Vergleichsweise viele FH-Studierende schließen in Mindeststudienzeit ab, straffe Zeitpläne und ungeplante Vorkommnisse können aber zu Stress und Burn-out führen. Mögliche Wege, um dies zu verhindern.

Den Bachelor mit Bestnoten absolviert, das Masterstudium an der Fachhochschule wird gleich darauf in Angriff genommen. Dann, eine Woche im neuen Semester später, geht es auf einmal nicht mehr. Die Diagnose: Burn-out. Das ist keine Seltenheit, erfahrungsgemäß trifft dies gar nicht so wenige Studierende. „Schon beim Bewerbungsgespräch wurde mir gesagt, dass es immer wieder zwei, drei eines Jahrgangs erwischt“, erzählt ein Betroffener.

Gleich viel in weniger Zeit

Theoretisch ist der Workload, der Arbeitsaufwand, an allen Hochschulen gleich groß, er wird in ECTS-Punkten gemessen. Ob man ein Bachelor- oder Masterstudium an einer Universität oder Fachhochschule absolviert, dürfte keinen Unterschied machen. Und doch gibt es einen: „Im Vergleich zu Universitäten absolviert an Fachhochschulen ein weitaus höherer Anteil das Studium in Mindeststudienzeit, erfüllt also das vorgesehene Arbeitspensum auch in der dafür vorgesehenen Zeit“, sagt Gernot Hanreich, Rektor der Fachhochschule Burgenland.

Das führt zu einem gewissen Zeitdruck. Auch wenn im Grunde für die Studierenden vieles gut vorbereitet ist. „Man muss sich etwa für keine Lehrveranstaltung extra anmelden oder läuft nicht Gefahr, keinen Platz in einer Übung oder Ähnlichem zu bekommen“, sagt Hanreich. „Durch die im Vergleich zu Universitäten kleineren Gruppengrößen ist die Betreuung der Studierenden an Fachhochschulen natürlich intensiver, auch was die Vorbereitung der Studierenden auf die Anforderungen des Studiums betrifft.“

Die straffe zeitliche Organisation führt auch die Prokuristin der Fachhochschule Oberösterreich Regina Aichinger ins Treffen. „Der Workload ist sehr hoch – erfahrungsgemäß entscheiden sich Personen für ein FH-Studium jedoch gerade deswegen, weil vor Beginn des Studiums die Dauer bereits bekannt ist.“ Obwohl die limitierten Studienplätze, der persönliche Kontakt zu den Lehrenden und die Arbeit in Kleingruppen ein großer Vorteil sei, zeige die Praxis in berufsbegleitenden Studiengängen auch, „dass der Informations- und Beratungsaufwand vor und während des Studiums sehr hoch ist, zumal diese Personengruppe teilweise unvorhergesehen im Beruf zusätzliche Aufgaben zu erbringen hat, die zulasten des Lern- und Studienfortschritts gehen“.

Workshops und Beratung

An der Fachhochschule Salzburg arbeitet man verstärkt mit der psychologischen Studierendenberatung zusammen. Sechsmal in Österreich vertreten, gibt es etwa in Salzburg neben persönlicher Beratung auch Workshops für Gruppen, zum Beispiel „Effektives Lernen“, „Stressbewältigung und Entspannung“ und „Innere Ressourcen entdecken“. Auch der Nachwuchs ist ein Thema, es gibt Informationsangebote zur Unterstützung beim Studieren mit Kind oder Kindern. „2013 neu entwickelt wurden Berücksichtigungen in der Prüfungsordnung, beispielsweise die Anerkennung der Krankheit eines Kindes als Entschuldigungsgrund“, sagt Sigi Kämmerer, Pressesprecher der Fachhochschule Salzburg.

Um Probleme im Zeitmanagement gar nicht erst entstehen zu lassen, empfiehlt Prokuristin Aichinger von der FH Oberösterreich eine umfassende Erkundung des Ablaufs eines FH-Studiums, zum Beispiel: Wann sind Lehrveranstaltungen, werden sie geblockt angeboten, wie hoch ist der Lernaufwand für bestimmte Lehrveranstaltungen? „Außerdem sollte man immer in Kontakt mit den Lehrenden und der Studiengangsleitung bleiben und rechtzeitig kommunizieren, wenn Überbelastung ansteht.“ Die FH Oberösterreich hat auch eine eigene Helpline und eine Careline eingerichtet, die in psychischen und physischen Ausnahmesituationen berät oder entsprechend weitervermittelt.

FH-Burgenland-Rektor Hanisch rät, „von Beginn an am Ball zu bleiben und die Möglichkeiten aktiv zu nutzen, die sich durch das Fachhochschulsystem ergeben“. So habe man sich im Rahmen des Projekts „Gesunde Studierende an der FH Burgenland“ mit den unterschiedlichen Belastungen auseinandergesetzt. Ergebnis: Verbesserungsbedarf besteht vor allem beim Essensangebot, bei ergonomischen Sitzmöglichkeiten und Plätzen zum Entspannen. Als direkte Folge sponserte die ÖH spezielle Stehhilfen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.09.2018)

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