„Schulefahren“ will gelernt sein

Das Fahren in der Gruppe ist Teil der Ausbildung, ein gewisses Eigenkönnen wird bei Skilehreranwärtern aber vorausgesetzt.
Das Fahren in der Gruppe ist Teil der Ausbildung, ein gewisses Eigenkönnen wird bei Skilehreranwärtern aber vorausgesetzt.APA/HANS KLAUS TECHT
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Auch wenn Skifahren kein Volkssport mehr ist, ist das Interesse, Ski- oder Snowboardtrainer zu werden, ungebrochen. Der Weg dorthin führt über die Landesorganisationen.

Der Skiweltcup hat bereits begonnen, und auch wenn so mancher Flachländer mit dem Gedanken an Schnee noch wenig am Hut hat, wird andernorts bereits eifrig Ski oder Snowboard gefahren. Auch angehende Ski- oder Snowboardlehrer stehen bereits auf den Brettern, denn die ersten Kurse beginnen im Herbst.

In Österreich sind die Ski- und Snowbordverbände föderal strukturiert, sprich es gibt in jedem Bundesland einen, mit Ausnahme des Burgenlands. Die jeweiligen Landesvereine sind für die Ausbildung der Landesski- und -snowboardlehrer zuständig. Ein solcher muss man sein, um in einer Skischule unterrichten zu dürfen. „Wer die Anwärterausbildung beginnen will, muss mindestens 16 Jahre alt sein“, erklärt Petra Hutter-Tillian, Geschäftsführerin des Salzburger Berufsski- & -snowboardlehrer-Verbands (SBSSV).

Eigenkönnen vorausgesetzt

Altersbeschränkung nach oben hin gibt es keine – auch keine Aufnahmeprüfung, aber „Eigenkönnen wird vorausgesetzt“, betont Hutter-Tillian. Sehr selten komme es vor, dass Teilnehmer vom Kurs wieder „ausgeladen“ würden, weil das Können nicht den Kriterien entspreche. „Der Kurs ist ja kein Skikurs, sondern man lernt, anderen das Skifahren beizubringen.“

Geeignet sei für die Kurse jeder, der Freude am Ski- oder Snowboardfahren hat, „gern mit Menschen zu tun hat, gut organisiert ist und bereit ist, Verantwortung zu übernehmen“, ergänzt Hutter-Tillian. Elf Tage dauert der Anwärterkurs für Skilehrer, zehn Tage, wenn man Snowboarder unterrichten will. Der kombinierte Kurs für Ski- und Snowboardunterricht, dauert 15 Tage, die Absolventen dürfen sich „Schneesportlehrer“ nennen. Nach der „Anwärter“ Ausbildung kann man Anfänger und leicht fortgeschrittene Ski- oder Snowboardfahrer unterrichten. Rund 1150 Euro kostet die Ausbildung (inklusive Unterkunft). Um weiterführend die Ausbildung zum Landesski- bzw. -snowboardlehrer beginnen zu können, müssen zwölf Praxistage nachgewiesen werden.

Die Landeslehrerausbildung ist mit 34 Tagen deutlich umfangreicher und umfasst 34 Tage. Lehrinhalte sind etwa „Schulefahren“ (also einer Gruppe voranfahren), Geländefahren, Riesentorlauf, aber auch Schnee- und Lawinenkunde, Erste Hilfe, Free Style oder Motivation stehen auf dem Ausbildungsplan. Wer danach Landeslehrer ist, kann zusätzlich weitere Aus- und Fortbildungen absolvieren.

Obwohl Skifahren kein Volkssport mehr ist, sind die Teilnehmerzahlen in Salzburg konstant bis leicht steigend. „Im Jahr 2017 haben in Salzburg knapp 2600 Personen einen unserer Kurse besucht“, berichtet Hutter-Tillian. Österreichweit haben laut Österreichischem Skischulverband rund 8500 Teilnehmer einen Landeskurs besucht.

Wer als staatlich geprüfter Ski- oder Snowboardlehrer unterrichten will oder Ambitionen als Trainer für Vereins- oder Profisport hat, muss bei der Bundessportakademie (BSPA) vorstellig werden. Die BSPA ist in Graz, Linz, Wien und Innsbruck ansässig. In Innsbruck werden traditionell die staatlich geprüften Ski- und Snowboardlehrer und -trainer ausgebildet. Oliver Bachmann, Leiter der BSPA Innsbruck, erklärt: „Die unterste Stufe der Trainerausbildung ist der Instruktor“; um für diese Stufe (egal, für welche Sportart) zugelassen zu werden, gilt es, eine Eignungsprüfung zu bestehen.

Riesenslalom mit Zeitlimit

Im Fall des Ski- oder Snowboardlehrers ist die Ausbildung zum Landeslehrer Grundvoraussetzung. Zwei Tage dauert die Aufnahmeprüfung, bei der das bereits erworbene Wissen und Können unter Beweis gestellt werden muss, etwa „Schulefahren“. Auch ein Riesentorlauf ist in einer vorgegebenen Zeit zu absolvieren. „Bei jeder Station gibt es eine dreiköpfige Kommission“, erklärt Bachmann. Er betont,dass „man in der Trainerausbildung jederzeit in jeder Stufe aufhören kann, wenn der Ausbildungsstand dem jeweiligen Tätigkeitsfeld entspricht“. Nach der Ausbildung zum Instruktor folgt der Trainergrundkurs. Dazu ist keine weitere Aufnahmeprüfung notwendig. „In diesem Grundkurs kommen Trainer aller möglichen Sportarten zusammen“, erklärt Bachmann. 32 bis 35 Tage dauert der Grundkurs, wobei in unterschiedlichen Modulen praktische und theoretische Prüfungen zu absolvieren sind. Die dritte Stufe – die des staatlich geprüften Trainers – erreicht man nur mit einer neuerlichen Aufnahmeprüfung. Alle zwei Jahre startet eine Skitrainerausbildung, rund 30 Absolventen gibt es pro Zyklus. Neue staatlich geprüfte Skilehrer gibt es rund 100 pro Jahr. Im Fall der Skilehrer und -trainer findet ein Großteil der Ausbildung sowie die Abschlussprüfung in St. Christoph am Arlberg statt – wo man meistens noch Ski fahren kann, während im Flachland der Frühling einzieht.

AUF EINEN BLICK

Ski- und Snowboardlehrer werden an erster Stelle von den jeweiligen Landesverbänden ausgebildet, die es in jedem Bundesland (außer Burgenland) gibt.

Staatlich geprüfte Ski- bzw. Snowboardlehrer sowie alle, die als Trainer arbeiten wollen, müssen weiterführende Kurse an der Bundessportakademie absolvieren. www.snowsportaustria.at, www.bspa.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.11.2018)

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